Das Stadtteilkino Osnabrück geht in die zweite Runde!

Liedermacher, Folkrocker und kritische Schlager

 

Das Stadtteilkino zeigt den preisgekrönten Kinofilm „ Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ über ein kaum bekanntes Kapitel der Popmusikgeschichte.

 

Nach Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien und Griechenland traf die deutsche Bundesregierung 1961 auch mit der Türkei eine Vereinbarung, wonach von dort für befristete Zeit Arbeitskräfte für die unter Personalmangel leidende deutsche Wirtschaft entsendet wurden. Heute ist häufig in negativem Sinne – auch um Ängste zu schüren – von „Parallelgesellschaften“ die Rede. Damals waren sie gewollt. Die „Gastarbeiter:innen“ wurden in tristen Wohnheimen und -siedlungen untergebracht, in deutschen Lokalitäten kaum geduldet, nicht selten offen angefeindet.

Weit entfernt von der Heimat, in fremder Umgebung mit einer kaum bekannten Sprache, fanden sie Trost und Zuspruch in der heimatlichen Folklore, in traditioneller wie aktueller Ausprägung. Nach und nach entstand eine regelrechte Subkultur. Türkische Sängerinnen und Songwriter besangen kritisch ihre Erfahrungen als Arbeitsmigrant:innen. Selbst der türkische Schlager nahm dieses Thema auf. Das Duo Derdiyoklar machte Schule mit türkisch-kurdischem, teils arabeskem Folkrock. Große türkische Hochzeiten boten den Gelegenheiten für regelmäßige Auftritte.

In seinem Film „ Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod “ widmet sich Regisseur Cem Kaya dieser in Deutschland bislang kaum zur Kenntnis genommenen, dabei ungeheuer reichhaltigen Kulturgeschichte. Eine wahre Entdeckungsreise in eine faszinierende Musiklandschaft mit morgenländischen und westlichen Klängen, interpretiert auf bekannten und manchmal auch auf exotischen Instrumenten – eine Laute in Gitarrenform mit drei Hälsen sieht man nicht alle Tage. Der „Migrations-Pop“ mit seinen heimlichen Hits wurde sogar zu einem Wirtschaftsfaktor mit eigenen Plattenfirmen, die ihre Aufnahmen vorrangig über Musikkassetten vermarkteten. Deutsche Medien berichteten so gut wie nie über diese Kultursparte. Entsprechend mühsam war es für Cem Kaya, zeitgenössische Filmaufnahmen zu finden. Umso verdienstvoller, dass es ihm am Ende gelang, einen gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Film zusammenzustellen. Eine kurzweilige Entdeckungsreise durch ein wenig bekanntes Kapitel der hiesigen Musikgeschichte, spannend montiert, aufgelockert durch Kuriositäten wie Rudi Carrells Couplet mit den Zeilen „Man kommt nur noch weiter/Durch Gastarbeiter“.

Bei den Berliner Filmfestspielen 2022 gewann „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ den Publikumspreis der Sparte „Panorama“. 2023 erhielt er bereits den Preis der deutschen Filmkritik als bester Dokumentarfilm und ist in diesem Jahr auch für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Das FilmFest Osnabrück zeigt „ Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod “ im Rahmen des Projekts Stadtteilkino am 14.6.2023 in der Freien Evangelischen Gemeinde Osnabrück, Klöntrupstraße 6.

Vor der Vorstellung werden Mitarbeitende des Plattenladen Fundament in der Hasestraße Musik aus dem Film auflegen. Einen kleinen Verkaufsstand mit Alben aus der türkischen Musikszene wird es ebenfalls geben. Es lohnt sich also, pünktlich vorbeizukommen!

 

Achtung: Der Vorspann des Films enthält stroboskopartige Szenen. Bei entsprechenden Dispositionen empfiehlt es sich, einige Minuten abzuwarten.

 

Veranstaltung:

Stadtteilkino: „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“, Musikfilm

Termin: 14.06.

Beginn: 19:30 Uhr

Ort: Freie Evangelische Gemeinde, Klöntrupstr. 6, Osnabrück

Eintritt: freiwillig (Pay After)