Rückblenden, Standbilder, Vorschauen

Das Filmfest Osnabrück im 30. Jahr des Trägervereins Osnabrücker Filmforum

 

Der gemeinnützige Verein Osnabrücker Filmforum e. V. (OFF) feiert in diesem Jahr sein dreißigjähriges Bestehen. 1994 gegründet zur „Förderung von Kunst und Kultur, der kulturellen Bildung und Erziehung im Film- und Medienbereich“, ist eines der Hauptprojekte des Vereins das Filmfest Osnabrück, das in diesem Jahr zum 39. Male ausgetragen wird.

 

Das Jubiläum des Trägervereins bietet Anlass und Gelegenheit für Rückblenden und Momentaufnahmen, auch für Weichenstellungen für die Zukunft. Beispielhaft für diese Zielsetzung ist die Programmsparte „Focus on European Cinema“, die aus der Festivalsektion „Focus on Europe“ hervorgegangen ist. Unter dieser Überschrift waren in den letzten Jahren unter anderem Filme von bekannten Vertreterinnen und Vertretern des sozialrealistischen britischen Kinos zu sehen, von Ken Loach, Michael Winterbottom, Andrea Arnold. Ihnen ist in diesem Jahr eine kleine Retrospektive gewidmet, ergänzt um Andrea Arnolds jüngsten, autobiografisch gefärbten Spielfilm „Bird“ mit dem deutschen Schauspieler Franz Rogowski in der Titelrolle. Mit der Aufführung von „Bird“ am 6. Oktober um 20 Uhr endet das diesjährige Festival.

 

Den Auftakt macht am 1. Oktober im Filmtheater Hasetor Narges Kalhors „Shahid“. Ebenfalls mit autobiografischem Inhalt, formal als experimentelle Mischung aus Schauspiel, Tanz, Essay, Film-im-Film angelegt.

 

Kalhor, vor der Kamera dargestellt von Koautorin Baharak Abdolifard, möchte ihren zweiten Vornamen „Shahid“ ablegen. Das persische Wort bezeichnet Menschen, die ihr Leben im Dienste einer Sache geopfert haben, eine vorwiegend männliche Idealvorstellung von Märtyrertum, die Kalhor nicht teilt. Eigentlich nur eine Formsache. Doch für eine anerkannte Asylbewerberin mit doppelter Staatsangehörigkeit gelten Auflagen der deutschen Behörden, die viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordern.

 

Unverbrüchlich gehört der Friedensfilmpreis Osnabrück zur Tradition des Festivals. Die Preissumme in Höhe von 15.000 Euro wird in diesem Jahr erstmals von der Dieter Fuchs Stiftung bereitgestellt. Ferner werden wie in jedem Jahr unter den eingereichten Leinwandwerken der Filmpreis für Kinderrechte, der Preis für den besten Kurzfilm und der Preis für den besten studentischen Kurzfilm vergeben.

 

Neu im Programmangebot ist die Sektion „Arts in Cinema“, für die filmische Porträts des Fotografen Jürgen Baldiga, der Fotografin Libuše Jarcovjáková, des Musikers Omar Rodriguez Lopez ausgewählt wurden, ferner ein Dokumentarfilm über die unter Stalin inhaftierte georgische Kinopionierin Nuza Gogoberidze, inszeniert von ihrer Tochter Lana Gogoberidze und produziert von ihrer Enkelin Salome Alexi.

 

Das Verhältnis der Künste zu Frauenbildern und weiblicher Kreativität sind Thema in Katharina Pethkes „Reproduktion“. Korrespondierend dazu zeigt der Bund Bildender Künstler Osnabrück vom 20. September bis 19. Oktober im BBK KunstQuartier an der Bierstraße Arbeiten, die von Pethkes filmischer Umsetzung inspiriert wurden.

 

Das Programm des 39. Filmfests ist zu finden auf der Homepage filmfest-osnabrueck.de und in gedruckter Form an vielen Verteilstellen in Osnabrück und Umgebung.