Auf den ersten Blick – Premieren beim 39. Filmfest Osnabrück

 

Norddeutscher trifft Kolumbianerin. Sie gründen in Schwerin eine Firma für Videomarketing und Videoproduktion. Und schaffen eine Basis für ein engagiertes Filmprojekt: „Territorio Puloui – Im heiligen Land des Wassers“ erlebt im Rahmen der Sektion Vistas Latinas im Programm des 39. Filmfests Osnabrück seine Deutschlandpremiere. Das Regieteam Carmela Daza und Maik Gleitsmann-Frohriep wird bei der Aufführung anwesend sein.

 

 

Für die Dreharbeiten besuchte Carmela Daza die im Nordosten ihres Geburtslands Kolumbien gelegene Halbinsel La Guajira. Ein von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommenes Krisengebiet, obwohl die Ursachen der existenziellen Nöte von Fischern, Viehzüchtern und Kunsthandwerkerinnen auch in Europa zu suchen sind. Denn hierher, unter anderem nach Deutschland, gelangt ein Teil der Kohle, die in einem Tagebaugebiet von der Größe Hamburgs gewonnen wird. Die Förderung saugt das Grundwasser ab, lässt Flüsse austrocknen, das Land verdorrt. Der Fischbestand schwindet, das Vieh findet keine Nahrung.

 

 

Die Einheimischen müssen ihr Trinkwasser mühsam von fern heranschaffen oder von privaten Spediteuren kaufen. Die Frauen der Dörfer haben die Initiative ergriffen, fordern von der Regierung eine bessere Versorgung, stoßen auf Korruption und Gewalt, lassen sich aber nicht einschüchtern. In animierten Zwischensequenzen werden die Mythen und Legenden der hier lebenden indigenen Wayuu lebendig.

 

 

Auch die Aufführung von „Dolomite and Ash“, einer russisch-belgischen Koproduktion, ist eine Deutschlandpremiere. Toma Selivanova schrieb das Drehbuch, führte Regie und übernahm die Hauptrolle der Filmemacherin Dina, die an der Seite des Tontechnikers und Musikers Johan in Sibirien die ehemaligen Straf- und Arbeitslager, vom Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn als „Archipel Gulag“ beschrieben, aufsucht. Ruinen, Relikte, anonyme Gräber, aufgegebene Wohnblöcke, überwucherte Bahntrassen erinnern an den Terror der Sowjetära. Die Ortsansässigen reden nicht gern über die Verbrechen, zwei Polizisten halten Dina und Johan für Journalisten. Ein Berufsstand, der hier mit Repressalien rechnen muss.

 

 

Eine Weltpremiere erwartet das Publikum des Kurzfilmprogramms „(Un)versöhnt“, das von Studierenden der Universität Osnabrück kuratiert wurde. „A Train Arrives“ von Raphael Heinisch, Undine Günther und Miriam Pieper ist ein experimentelles Werk, das Ängste einfängt und in Bilder und Töne umsetzt.

 

 

Mit dem belgischen Kurzfilm „Jan“ umfasst dieser Programmteil noch eine Deutschlandpremiere. In deutscher Erstaufführung zu sehen sind ferner die Kurzfilme „Utländsk“, „Quarantine“ und „The Fruter and the Husband“ im Programmblock „(Un)verstanden“, ferner „Bonus“, „El Kala“, „Transit“ in der Sektion „(Un)versehrt“.

 

Der iranische Kurzfilm „Hole“ wird, ebenfalls unter dem Obertitel „(Un)versehrt“, als europäische Premiere gezeigt. Amirali Masoomi Far erzählt eine Geschichte mit tiefschwarzem Humor, wie man ihn sonst vielleicht eher aus England kennt.

 

An Kinder ab acht Jahren richtet sich die Kurzfilmauswahl mit dem Titel „Neue Welten“. Hier wird es mit dem charmanten französischen Animationsfilm „Filante“ ebenfalls eine Deutschlandpremiere geben.

 

Veranstaltung:

39. Filmfest Osnabrück

Zeit: 1. bis 6.10.2024

Orte: Lagerhalle, Filmtheater Hasetor, Haus der Jugend, Cinema Arthouse, Heinz-Fitschen-Haus, Kunsthalle, Bambule 35, BBK KunstQuartier

Programm und weitere Informationen: filmfest-osnabrueck.de

Bilder & Pressemeldungenhttps://filmfest-osnabrueck.de/presse/