Filmschaffende in Sichtweite

Die Gäste des 39. Filmfests Osnabrück

 

Zu den Glanzlichtern eines jeden Filmfestivals zählen die Begegnungen von Filmschaffenden und Filmbegeisterten, die Fragerunden im Anschluss an die Aufführungen, die Gespräche am Rande und in ungezwungener Atmosphäre. Entsprechend dem internationalen Programmangebot des Filmfests Osnabrück werden zur 39. Ausgabe im Oktober 2024 Gäste aus vielen Ländern erwartet.

 

Aus Madagaskar stammt der Regisseur Luck Razanajaona, der seinen Film „Disko Afrika – Eine madagassische Geschichte“ vorstellen wird, des ersten Spielfilms von der afrikanischen Insel, der für das Programm eines der großen Festivals ausgewählt wurde. Studiert hat Razanajaona an der École supérieure des arts visuels (ESAV) in Marrakesch und dort seinen Abschluss gemacht.

 

Die 1987 in Russland geborene Toma Selivanova ist Regisseurin und Hauptdarstellerin von „Dolomite and Ash“. Sie studierte ursprünglich Psychologie, bevor sie zur Moskauer School of New Cinema wechselte. Sie arbeitet unter anderem für gemeinnützige Projekte.

 

Evgeny Gusyatinskiy schreibt über „Dolomite and Ash“: „Mit kompromissloser Ehrlichkeit und unerschütterlicher Hingabe spielt Selivanova selbst die Rolle der Dina und verleiht dieser äußerst aktuellen Geschichte über den Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart und den Angriff der Politik auf das Persönlichste eine weitere Ebene der Intimität.“
„Ein Kunstfeuerwerk der ganz besonderen Art (…)“, verspricht das Fachmedium „Kino-Zeit“ und meint damit „Shahid“, den Eröffnungsfilm des diesjährigen Filmfests Osnabrück. Zur Aufführung werden die Hauptdarstellerin Baharak Abdolifard erwartet und Schauspieler Nima Nazarinia, im Film der Urgroßvater, der die Protagonistin im heutigen Berlin heimsucht.

 

In der Besprechung der polnisch-tschechischen Koproduktion „Forest“ heben die „Modern Times“ besonders die Leistung der Kamerafrau Zuzanna Zachara hervor: Sie schildere „gekonnt das empfindliche Gleichgewicht zwischen Ruhe und Unruhe in ihrem abgelegenen Refugium, während hinter dem nächtlichen Nebel eine Welt voller Spannung und Ungewissheit hervortritt.“ Zachara beherrscht nicht nur die Kamera, sie hat selbst Drehbücher für Kurzfilme verfasst, bei denen sie natürlich die Kamera führte und teils auch an der Regie beteiligt war. Mit Lidia Duda, bei „Forest“ zugleich Regisseurin, Autorin, Cutterin, Produktionsmanagerin, wird sie den gemeinsamen Film in Osnabrück präsentieren.

 

Die gebürtige Iranerin Sarvnaz Alambeigi und der Cutter Lautaro Colace gehören in diesem Jahr der Jury des Friedensfilmpreises Osnabrück an und sind mit Beispielen ihres Schaffens im Programm vertreten. Das Filmfest zeigt Alambeigis Semidokumentation „Maydegol“ über eine nach Iran geflüchtete afghanische Jugendliche, die professionelle Muay-Thai-Boxerin werden möchte und sich nicht nur auf diesem Gebiet in einer patriarchalischen, teils gewaltsamen Gesellschaft behaupten muss.

 

Lautaro Colace zeichnet gemeinsam mit Ricardo Saraiva für den Schnitt des Dramas „Pedágio“ der brasilianischen Regisseurin Carolina Markowicz’ verantwortlich. Sarvnaz Alambeigi und Lautaro Colace bei den Aufführungen ihrer Filme anwesend sein.

 

Aus Schweden kommt Bianca Delbravo, Hauptdarstellerin des Jugenddramas „Paradise Is Burning“. Die junge Schauspielerin erntete bereits Preise und weltweit überschwängliche Anerkennung für ihre Darstellung der Laura, der ältesten von drei Schwestern. „Journey into Cinema“ beispielsweise schrieb: „Bianca Delbravo gibt mit ihrer Darstellung der 16-jährigen Laura, die zwischen Kindheit und Erwachsensein, zwischen Unbeschwertheit und erdrückender Verantwortung, zwischen der drohenden Last der Zukunft und der unwiderstehlichen Anziehungskraft der Gegenwart hin- und hergerissen ist, ein beeindruckendes, kraftvolles Schauspieldebüt.“

 

Die kürzeste Anreise unter den Filmkünstlerinnen und -künstlern hat Hans-Christian Hegewald. Nach Stationen in seiner Geburtsstadt Dresden, Frankfurt und Darmstadt zählt er seit 2023 zum Ensemble des Theaters Osnabrück. In Andreas Dresens „In Liebe, eure Hilde“ übernahm er die Rolle des Albert Hößler, eines Mitglieds der antifaschistischen Widerstandsgruppe Rote Kapelle, der auch die Titelheldin Hilde Coppi angehörte. Der Kritiker Chris Greenwood urteilte sehr emotional über „In Liebe, eure Hilde“: „Mein Herz blutet weiterhin für Menschen wie Hilde. Sehen Sie sich den Film an, und auch Ihr Herz wird bluten.“ Hans-Christian Hegewald wird den Film in Osnabrück präsentieren.

 

Weitere abendfüllende Filme und auch zahlreiche Kurzfilme werden von Mitwirkenden begleitet. Eine spannende Gelegenheit für das Publikum, mehr über die jeweiligen Filmproduktionen zu erfahren und Formen und Inhalte zu diskutieren.

 

 

Veranstaltung:

 

39. Filmfest Osnabrück

Zeit: 1. bis 6.10.2024
Orte: Lagerhalle, Filmtheater Hasetor, Haus der Jugend, Cinema Arthouse, Heinz-Fitschen-Haus, Kunsthalle, Bambule 35, BBK KunstQuartier

 

Programm und weitere Informationen: filmfest-osnabrueck.de