„Tania“ ist ein Rollenname, ihre Erzählungen aber sind kein Produkt der Fantasie. Die Regisseurinnen, Bénédicte Liénard und Mary Jiménez, wurden in Peru auf das Schicksal junger Zwangsprostituierter aufmerksam. Deren Berichte haben sie kompiliert und in der Figur der „Tania“ zusammengeführt. Aufgewachsen ist sie elternlos in Iquitos, erzogen wurde sie von einer strengen Großmutter. Nach deren Tod lockt eine Zuhälterin sie mit falschen Versprechungen in die Goldgräberlager. „Tania“ verliert ihre Selbstbestimmung, ihre Freiheit und Würde. Liénard und Jiménez verzichten auf Schockbilder, zeigen vielmehr die Schönheit des Landes. Umso plastischer werden die Erzählungen aus dem Off, die protokollierten Berichte, die in scharfem Kontrast stehen zu den bedrückenden Aufnahmen der Kamerafrau Virginie Surdej. Der Film ist eine Mischform zwischen Dokumentar- und Spielfilm und gestattet sich auch surreale Passagen. Ein gelungenes Wagnis: „Tania“ erhält ihre Stimme – und damit zugleich ihre Menschlichkeit zurück.
Donnerstag, 17. Oktober | 17.30 Uhr, Haus der Jugend
Belgien, Niederlande, 2019, 84’
Spanische Originalfassung mit englischen Untertiteln
Regie & Buch Bénédicte Liénard, Mary Jiménez | Kamera Virginie Surdej | Schnitt Marie-Hélène Dozo | Ton David Vranken | Mit Tanit Lidia Coquinche Conepo, Ismael Vasquez Colchado, Fiorella J. Aguila, Yossimar Vietto Omnia | Produktion Clin d’oeil Films | Distribution Pluto Film
As a young girl who grew up without parents in the Peruvian Iquitos, Tania was passed around, lured by a facilitator into a brothel under false promises. In retrospect, she reports about her experiences with quiet pictures of the country and its people.