
„ORLANDO“ – queere Filmreihe im Februar
In „Orlando“ (1928) erzählt Virginia Woolf die Geschichte eines jungen Mannes, der am Ende eine Frau ist. Knapp 100 Jahre nach dem Erscheinen des Romans, der heute als queerer Schlüsseltext gilt, schreibt Philosoph und trans Aktivist Paul B. Preciado einen filmischen Brief an Woolf und ruft ihr zu: Deine Figur ist wahr geworden, die Welt ist heute voller Orlandos! In seinem Film zeichnet er seine eigene Verwandlung nach und lässt 25 andere trans und nicht-binäre Menschen im Alter zwischen 8 und 70 Jahren zu Wort kommen. Sie alle schlüpfen in die Rolle Orlandos.
„Woolfs fiktionale Figur hat es mir erlaubt, mir mein eigenes Leben vorzustellen, Veränderung zu begehren und zum Ausdruck zu bringen“, sagt Preciado. Sein Film ist deswegen auch eine „politische Biografie“, geschrieben entlang der eigenen und der kollektiven Geschichte aller anderen Orlandos – eine Geschichte, die noch immer eine des Kampfs für Anerkennung und Sichtbarkeit innerhalb eines heteronormativen Regimes ist. Transsein versteht Preciado dabei als eine poetische Reise, in der eine neue Sprache erfunden wird, mit der man sich selbst und die Welt bezeichnen kann. Die Vorstellung von einer Welt, die im stetigen Wandel ist, gewinnt so ihre Form.
Für seinen widerständigen, intimen, poetischen, durch und durch queeren Film wurde Preciado auf der Berlinale gefeiert und mit dem Spezialpreis der Encounters-Jury (ex aequo), dem Teddy für den Besten Dokumentarfilm und dem Preis der Tagesspiegel-Leserjury ausgezeichnet.
Nach dem Film wird es Zeit für Austausch geben.
Weitere Termine in der Reihe sind an jedem dritten Dienstag im März, April und Mai 2025 geplant.
ist ein ehrenamtlich organisiertes Team von Menschen, die anhand ihres persönlichen Hintergrunds über die Vielfalt von Lebensweisen, insbesondere von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und queeren Personen (LSBTIQ*) aufklären und informieren. Ihre Arbeit richtet sich vor allem an Schulklassen ab dem 7. Schuljahr, aber auch an Multiplikator*innen, Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Eltern oder andere Interessierte.
ORLANDO — meine politische Biografie
Frankreich 2023, 98’, französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Regie & Buch Paul B. Preciado, Kamera Victor Zebo, Schnitt Yotam Ben David, Musik Clara Deshayes, Mit Oscar Miller, Janis Sahraoui, Liz Christin, Elios Levy, Victor Marzouk, Paul B. Preciado u.a.
Termin: 18.02.2025
Uhrzeit: 20.00 Uhr
Ort: Bambule35, Hannoversche Str. 35, 49084 Osnabrück
Der Eintritt ist frei!
Vergangene Termine der Reihe:
SLOW
Termin: 21.01.2025
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Filmtheater Hasetor
In ihrem atemberaubenden Liebesfilm “Slow” erzählt die litauische Regisseurin Marija Kavtaradze voller Empathie und visueller Kraft von der Beziehung zweier Menschen auf der Suche nach einer gemeinsamen emotionalen und körperlichen Sprache. Greta Grinevičiūtė und Kęstutis Cicėnas glänzen als zwei Liebende mit Respekt für die gegenseitigen Grenzen, aber auch mit individuellen Wünschen. Ihr elegant choreografierter Tanz entlang vermeintlicher Barrieren ist eine bahnbrechende filmische Erkundung von Asexualität.
Litauen/Spanien/Schweden 2023, 108’, litauische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Regie & Buch Marija Kavtaradze, Kamera Laurynas Bareiša, Schnitt Silvija Vilkaitė, Musik Irya Gmeyner, Martin Hederos, Vincent Barrière, Mit Greta Grinevičiūtė,Kęstutis Cicėnas
CLOSE TO YOU
Termin: 17.12.2024
Uhrzeit: 20:30 Uhr
Ort: Bambule35
Elliot Page, der selbst als Produzent beteiligt war, verkörpert in „Close to You“ eine sehr persönliche Rolle in der Geschichte eines trans Mannes, der nach Jahren in seinen Heimatort zurückkehrt.
Kanada, Vereinigtes Königreich 2023, 100’, englische Originalversion mit deutschen Untertiteln
Regie & Drehbuch Dominic Savage, Kamera Catherine Kutes, Schnitt David Charap, Musik Dominic Savage & Oliver Coates, Mit Elliot Page, Hillary Baack, Peter Outerbridge und Wendey Crewson