Vom Regiestuhl in die Jury

Zu Gast in Osnabrück: Filmschaffende vergeben den Friedensfilmpreis Osnabrück

 

Zurück nach Osnabrück heißt es im Oktober für Charlotte Bösling, denn sie wurde in die Friedenspreis-Jury des 38. Filmfests Osnabrück berufen. Gebürtig aus der Hasestadt, arbeitet die Medienwissenschaftlerin heute vor allem in Marburg und Frankfurt und promoviert derzeit am DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Praktisch arbeitet Charlotte Bösling auf den Gebieten Fotografie und Videografie. 

 

Bösling studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg.  

Von 2019 bis 2022 leitete sie gemeinsam mit Rolf Michenfelder und Kristin Gerwien das Theater neben dem Turm in Marburg und arbeitete freiberuflich als Regisseurin in der freien Theaterszene, unter anderem mit Eloain Lovis Hübner, dem Decoder Ensemble, LIGNA, Les Trucs, Jan Philipp Stange, als Ko-Regisseurin mit Matthias Faltz am Schauspiel Frankfurt, an den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht uvm. Filmregie führte sie 2023 nach einem Skript von Greta Olson bei dem medienkritischen Kurzfilm „Beyond the Gaze“, in dem sie auch selbst auftrat, neben Olson, Felix van Groeningen, Hatice Korkmaz und anderen. 

 

In der Sektion „Focus on Europe“ wird auf dem Filmfest Brenda Akele Jordes Dokumentarfilm „The Homes We Carry“ zu sehen sein, ihre erste abendfüllende Produktion und ihr Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, zugleich ein gelungener Einstand in die Branche, mit internationaler Resonanz: „‚The Homes We Carry‘ ist ein beeindruckender Dokumentarfilm mit einem aktuellen und nachvollziehbaren Thema, dessen Hintergrundgeschichte hervorragend recherchiert und dargestellt ist“, schreibt der Kritiker Vladan Petkovic auf „Cineeuropa“. 

 

Brenda Akele Jorde kommt noch in zweiter Funktion nach Osnabrück: Auch sie gehört der Jury an, die den diesjährigen Friedensfilmpreis vergeben wird. Brenda Akele Jorde wurde 1993 in Hamburg geboren. Sie studierte Medienwissenschaften an der Filmuniversität Potsdam und im Anschluss von 2018 bis 2022 Dokumentarfilmregie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. In ihrem poetisch getexteten Kurzfilm „A Way of Breathing“ (2020) porträtierte sie Shiva Eslami, die von Abschiebung bedroht in Teheran lebt, wo sie das Gefühl der Ungewissheit und Heimatlosigkeit mit künstlerischen Mitteln ausdrückt. Der Film kann über filmfriend.de, das Streamingportal der deutschen Bibliotheken, abgerufen werden. Wie „A Way of Breathing“ war der im selben Jahr entstandene Kurzfilm „Stick of Joy“ auf internationalen Festivals zu sehen. 2023 war sie neben Gabriel B. Arrahnio Autorin und Regisseurin der von RTL+ anlässlich des Pride Month im Juni ausgestrahlten Dokumentarserie „Family of Choice“. Neben ihrer filmischen Tätigkeit kuratiert und moderiert Jorde Festivalprogramme und arbeitet als Zirkuspädagogin in sozialen Einrichtungen. 

 

Mit der Österreicherin Caroline Spreitzenbart gehört der Friedenspreisjury eine Bildgestalterin mit Drehbuch- und Regieerfahrung an. Im Studium absolvierte sie ein Kamerapraktikum bei Erfolgsregisseur Bora Dagtekin an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Ein Stipendium führte sie nach Mexico City an die Centro de Capacitación Cinematográfica (CCC), wo sie die Klasse der vielfach preisgekrönten Dokumentarfilmerin Luciana Kaplan besuchte und bei diversen Filmen die Bildgestaltung übernahm. Die Kurzfilme „Spielfeld” und „Ars Moriendi oder die Kunst des Lebens” (auch Koautorin und visuelle Effekte), beide mit Kristina Schranz realisiert, wurden bei der Diagonale in der Kategorie „Bester Kurzdokumentarfilm” ausgezeichnet. In eigener Regie entstand 2020 im US-Wahlkampf „Confessions of Republicans“. 

 

Caroline Spreitzenbart wird den Dokumentarfilm „Life is Not a Competition, But I’m Winning” nach Osnabrück begleiten, bei dem Julia Fuhr Mann Regie führte. Auf Basis von Archivbildern und mittels ausgefeilter Tricktechnik ruft Fuhr Mann Athletinnen in Erinnerung, die aus der Geschichte des Wettkampfsports getilgt wurden. Sie schlägt dabei den Bogen zur Gegenwart, in der Frauen im Spitzensport weiterhin Diskriminierungen erfahren. Gedreht wurde an attraktiven Schauplätzen wie dem Berliner Olympiastadion und dem historischen Panathinaiko-Stadion in Athen. 

 

Mit „Life is Not a Competition, But I’m Winning”, einer Gemeinschaftsproduktion von Schuldenberg Films und ZDF/3sat, beendeten Fuhr Mann und Spreitzenbart ihr Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München. Seine Uraufführung erlebte der Film bei der „Venice Critics’ Week” im Rahmen der Biennale 2023 und war dort in der Sparte „Bester Film“ nominiert.  Der Film wird am 11. Oktober das diesjährige Filmfest Osnabrück eröffnen. 

 

Die dreiköpfige Jury vergibt den Friedensfilmpreis Osnabrück an einen von zehn Dokumentar- und Spielfilmen in der Sektion „Frieden“. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird bereits zum 11. Mal von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gestiftet.

 

Das 38. Filmfest Osnabrück findet statt vom 11. bis 15. Oktober. Informationen und Tickets unter www.filmfest-osnabrueck.de