Wenn die Sintflut Wirklichkeit wird
Open-Air-Kino am Museum Industriekultur: Der Dokumentarfilm „Anote’s Ark“ entführt in ein versinkendes pazifisches Paradies.
Ein Idyll, ein Aussteigertraum. Fast wie in Hollywood am Computer erschaffen: das Meer von unwirklichem Türkis, Palmen, eine bis zum Horizont reichende Insel, ein Strich mitten im Ozean. An den hellen Stränden kein Zivilisationsmüll. Die Industrienationen sind weit weg. Doch nicht weit genug.
„Wir dachten, wir siedeln so isoliert“ sagt Anote Tong, der frühere Präsident des pazifischen Inselstaates Kiribati, „dass wir immun wären gegen die Verhängnisse der Welt.“ Ein Irrtum. Handy-Aufnahmen der Einheimischen zeigen, wie ihre Behausungen überflutet werden. Als sie die Behörden informieren, glaubt man ihnen anfangs nicht.
Inzwischen weiß man: Kiribati ist im Wortsinne vom Untergang bedroht. Der Klimawandel hat den Meeresspiegel steigen lassen, auch eigene Umweltsünden haben zu der Gefährdung beigetragen. Der von der ethnologischen Fotografie kommende kanadische Regisseur und Kameramann Matthieu Rytz hat den damals noch amtierenden Anote Tong als Filmemacher begleitet, wie er vor der UNO in Genf, aber auch während einer Audienz bei Papst Franziskus auf die Sorgen der pazifischen Inselbewohner aufmerksam zu machen versucht. Tong mahnte damals: „Der Klimawandel ist keine politische Frage. Er ist eine Frage des Überlebens. Im Moment für Länder wie das meine, aber in Zukunft für den gesamten Planeten.“
Die Dreharbeiten liegen erst wenige Jahre zurück, aber Tongs prophetische Worte haben sich längst bewahrheitet: Überschwemmungen und Hitzerekorde in Deutschland und seinen Nachbarstaaten, Waldbrände in Südeuropa, den USA, Kanada, Dürren in Afrika.
Für die Kiribatier sind die Folgen katastrophal. Zumindest ein Teil der Bevölkerung muss sich nach einer neuen Heimat umsehen. Die Menschen hoffen auf Aufnahme in Neuseeland oder Fidschi. Erste Evakuierungen sind erfolgt. Matthieu Rytz’ dokumentiert diese Bemühungen und zeigt zugleich immer wieder beeindruckende, kinogerecht fotografierte Bilder jener lebensfrohen pazifischen Kultur, die wohl verlorengehen wird, wenn diese Nation ihre Bindungen verliert.
Das Unabhängige FilmFest und das Museum Industriekultur zeigen „Anote’s Ark“ im Rahmen der Ferienveranstaltungsreihe „Basislager Piesberg“ in einer Open-Air-Vorstellung am 28. August um 21:00 Uhr auf dem Magazingelände des Museums am Süberweg 50a. Bei widriger Witterung findet die Aufführung im Saal des nahegelegenen Piesberger Gesellschaftshauses statt. Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch die Unterstützung der Sparkassen Stiftung Osnabrück im Rahmen des Kultur-Marathons.
Veranstaltungsdaten:
Anote’s Ark,
Dokumentarfilm über den pazifischen Inselstaat Kiribati
Kanada 2018, 77 Min., Regie: Matthieu Rytz, englische/kiribatische Originalfassung mit englischen Untertiteln
Termin: 28.8.2021
Beginn: 21:00 Uhr
Ort: Magazingelände, Süberweg 50a, 49090 Osnabrück, bei Regen Piesberger Gesellschaftshaus, Glückaufstr. 1, 49090 Osnabrück.
Eintritt: 7,50 Euro, ermäßigt 5,- Euro
Tickets: https://www.mik-osnabrueck.de/events/4071/
Pressemitteilung: ffos21_PM_Anote’s Ark