Auf kurze Distanz
Entlarvend, entdeckungsfreudig, musikalisch: Die Kurzfilmprogramme beim 38. Filmfest Osnabrück
„Klappe, die Erste, und Action!“ Diese Worte dürften hunderte Male gefallen sein, ehe die Beiträge des diesjährigen Filmfests Osnabrück zur Vorführreife gebracht waren. „Action!“ ist auch der Titel eines Kurzfilms von Regisseur Arne Körner und der Musiker und Sounddesigner Dustin Sam Iwen. Sie und ihr Team haben aus Geräuschen wie dem Schlagen der Filmklappe, klatschenden Händen, zufallenden Autotüren, scharrenden Füßen eine schmissige Sinfonie collagiert, aus Szenen also, die sonst beim Schnitt gekappt werden, indirekt auch eine Hommage an die Tonmeisterinnen und -meister, deren Arbeit sonst selten Würdigung findet.
Das Medium Kurzfilm eignet sich ideal für derart pfiffige Spiele mit Form und Inhalt. Beim Filmfest Osnabrück haben Kurzfilme seit je einen festen Platz, in diesem Jahr gebündelt in den abendfüllenden Programmen „Unfold“, „Unmask“, „Unleash“, „Uncover“, ergänzt um „Kurz & Laut“ mit künstlerischen Musikvideos, die für den MuVi Award 2022 der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen nominiert waren.
Das Programm „Uncover“ umfasst ausschließlich Filme von Auszubildenden der Filmbranche und wurde von Studierenden der Universität Osnabrück kuratiert. Unter diesen Beiträgen wird der mit 700 Euro dotierte Publikumspreis für den besten studentischen Kurzfilm vergeben, gestiftet vom Marketing Osnabrück. Das Publikum hat außerdem die Möglichkeit, an einen Beitrag der übrigen Programmblöcke den Preis für den besten Kurzfilm zu vergeben. Der Studierendenrat der Universität Osnabrück stellt für diesen Preis 500 Euro bereit.
Das Publikum darf sich auf ein breites thematisches Spektrum freuen, fröhliche und politische Animationsfilme, sehr persönliche Betrachtungen, kontemplative und zeitkritische Dokumentationen, Gruseliges in unterschiedlichen Formen, sinistre und satirische Dystopien, eine Mondlandung mit wundersamem Verlauf.
Gegenwartsfilme widmen sich unter anderem hungerstreikenden Klimaaktivist*innen, dem von Schikanen und einer rigiden Moral bestimmten Alltag junger Menschen im Iran, einem iranischen Holzschnitzer, der Beinprothesen für die Opfer von Landminen anfertigt. Ein Blick zurück gilt den deutschen Verbrechen im ehemaligen Südwestafrika und heutigem Namibia. In eine allerdings imaginäre Vergangenheit blendet Hao Yu in seinem Animationsfilm „Uhrmenschen“ und überrascht mit einem geistreichen und humorvollen Zugang zum Thema Arbeitswelt. Die Jury des First-Steps-Award befand: Hao Yu „reflektiert dies gekonnt in einer expressiven Bildsprache und in souverän inszenierten Interview- und Gesprächssituationen.“
Es darf mitgefiebert werden in den Kurzfilmprogrammen, es gibt Denkanstöße und zwischendrin unbeschwerte, gute Unterhaltung.
Das 38. Filmfest Osnabrück findet statt vom 11. bis 15. Oktober 2023 in den Aufführungsorten Filmtheater Hasetor, Haus der Jugend, Lagerhalle. Programm, Informationen, Tickets unter www.filmfest-osnabrueck.de.
Bild: „Uhrmenschen“ Regie Hao Yu