Konfliktlinien, Klimazonen, Grenzgebiete 

 

Ausblick auf das Programm des 38. Filmfests Osnabrück 

 

Eigentlich hätte das Datum optimistisch stimmen müssen: Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen. Die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges hätten eine Warnung für alle Zeit sein können, der diplomatische Friedensschluss ein Vorbild. Aber 375 Jahre später hat die Welt noch immer keinen Frieden gefunden. Im Gegenteil. Von trauriger Aktualität ist der Film „In Ukraine“, der in der Sektion „Frieden“ des diesjährigen Filmfests Osnabrück zur Aufführung gelangt. Zwei polnische Regisseure Piotr Pawlus und Tomasz Wolski sind durch die Ukraine gereist und haben Eindrücke gesammelt. Die unkommentierten Bilder sprechen für sich.

 

Auf russischem Boden herrscht eine andere Art von Krieg. In der sibirischen Teilrepublik Sacha kämpfen die Anwohner gegen vernichtende Waldbrände, ohne Beistand der Behörden, denn die sind nicht zum Eingreifen verpflichtet. Der Filmtitel „Paradise“ (Regie: Alexander Abaturov) erinnert daran, wie es einmal war. Vor dem Klimawandel. 

 

Der Regisseur und Videokünstler Daniel Kötter war für seinen Film „Landshaft“ im Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan unterwegs. Hier herrscht ein unsicherer Waffenstillstand, in der Vergangenheit kam es wiederholt zu Kampfhandlungen. Die Menschen hier, Hirten, Bauern, Bergleute, leben mit dieser Bedrohung und werden ständig beobachtet von den Truppen beider Länder, die sich auf den Bergen am Horizont in Rufweite gegenüberstehen. 

 

„Endless Borders“ (Regie: Abbas Amini) erzählt vom dramatischen Treffen iranischer Dissidenten mit afghanischen Flüchtlingen, „Etilaat Roz“ (Regie: Abbas Rezaie) von der gleichnamigen afghanischen Tageszeitung und der Gefährdung der Belegschaft in den Tagen vor und nach der Besetzung Kabuls durch die Taliban. In den USA wurde den Navajo Land geraubt, um das titelgebende „Demon Mineral“ (Regie: Hadley Austin), radioaktives Uran, abzubauen, die Verseuchung hält bis heute an. In Indien wird unter menschenunwürdigen Bedingungen Jute angebaut und als „Golden Thread“, so der Titel des Films von Nishtha Jain, verarbeitet.

 

Einen schwelenden Konflikt fand die Regisseurin Veronika Lišková auf der norwegischen Inselgruppe Svalbard vor. Hier darf sich ohne Visum ansiedeln, wer über ein geregeltes Einkommen verfügt. Aber die norwegische Bevölkerung fürchtet die Überfremdung durch Zugereiste und den zunehmenden Tourismus. Liškovás Film „The Visitors“ läuft in der Sektion „Focus on Europe“, neben filmischen Arbeiten aus Dänemark, Italien, Deutschland. 

 

Nach Übersee führt die Reihe „Vistas Latinas“, als fester Programmbestandteil eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der Festivallandschaft, unter anderem mit Beiträgen über willkürliche Gewalttaten gegen Indigene in Kolumbien und über den 19-jährigen Mexikaner Sansón, dem der Weg ins Verbrechen von Kindesbeinen an vorbestimmt war.

 

Mit einer raffinierten Inszenierung tritt „The Punishment“ (Regie: Matas Bize) hervor – der Film wurde in einer einzigen Einstellung gedreht. Die Hauptdarstellerin Antonia Zegers war in Deutschland in zwei Staffeln der TV-Serie „Die Meute“ zu sehen. 

 

Vier Filmbeiträge stehen im Wettbewerb um den Filmpreis für Kinderrechte, für den die Stadt Osnabrück ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro bereitstellt. Innerhalb der Sektion „Frieden“ wird der von der Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Friedensfilmpreis Osnabrück vergeben. Das Festivalpublikum erhält Gelegenheit, sich an der Wahl des besten Kurzfilms und des besten studentischen Kurzfilms, darunter fünf Weltpremieren, zu beteiligen. Die Kurzfilmpreise verdanken sich dem Engagement des Studierendenrats der Universität Osnabrück und des Marketings Osnabrück. 

 

Weitere Kurzfilme gibt es im Kinderprogramm UFOlinos, mit dem fantasievollen japanischen Jugendrama „Amiko“ dort erstmals auch einen Langfilm und wie immer diverse Mitmachangebote. 

 

Das Festival eröffnet am 11. Oktober mit Julia Fuhr Manns „Life Is Not a Competition, But I’m Winning“, einem Film mit dem hochaktuellen Thema Sexismus im Leistungssport, und endet am 15. Oktober mit einer Aufführung von Wim Wenders’ Tokio-Elegie „Perfect Days“. 

 

Das ausführliche Programm des 38. Filmfests Osnabrück wird wie gewohnt in gedruckter Form vorliegen und im Web unter filmfest-osnabrueck.de. Dort sind auch Ticket-Bestellungen ab dem 20. September möglich. Die Akkreditierung ist ab sofort möglich unter: filmfest-osnabrueck.de/akkreditierung