Film und Gespräch: „Tod auf dem Hochsitz – Ein Arbeitsleben in Deutschland“

Aus der Reihe: Dokumentarfilm – made in Niedersachsen

 

Am Dienstag, den 8. Februar um 19.30 Uhr stellt Michael Heuer seinen Dokumentarfilm „Tod auf dem Hochsitz – Ein Arbeitsleben in Deutschland“ aus dem Jahr 2009 in der Lagerhalle vor.

 

Im Herbst 2007, als in der Banken- und Finanzkrise „Not leidende Banken“ um „Schutzschirme“ betteln und marode Unternehmen von Milliardenhilfen profitieren, wandert ein arbeitsloser Handelsvertreter in die Berge. „Jetzt geht’s auf Hartz IV, aber nicht mit Peter Zschäpe“, schreibt er in sein Tagebuch. Dabei sollte sich Arbeit doch immer lohnen: am Standort Deutschland. Der 58-Jährige findet seinen Standort auf einem Hochsitz im Solling. Dort hungert er sich zu Tode: 24 Tage und Nächte im Herbst 2007.

 

Wie Willy Loman in Arthur Millers berühmtem Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“ aus dem Jahre 1949, hat sich der einst erfolgreiche Verkaufsleiter Peter Zschäpe in der modernen Arbeitswelt nicht mehr zurechtgefunden. Die Frührente lehnt der 58-Jährige genauso ab wie Hartz IV. Das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ist für ihn das Eingeständnis, versagt zu haben. „Die Rente ist sicher!“ und „Arbeit muss sich wieder lohnen!“: diesen locker daher gesagten Sprüchen deutscher Politiker ist der „Handlungsreisende“ des 21. Jahrhunderts auf den Leim gegangen.

 

Michael Heuer verzichtet in seinem Film auf Kommentartext. Er lässt Zschäpes Arbeitskollegen, Nachbarn und Weggefährten zu Wort kommen. Dazwischen Hektik, Hast, Horror – in der Agentur für Arbeit, auf Verbrauchermessen, auf der Autobahn. Die Musik von Jens Thomas verleiht dem Film eine zusätzliche Dimension. Summend, schnarchend, schreiend bittet die Stimme um Gehör. Ein Abgesang, ein Abschied.

 

Nach der Filmvorstellung spricht Karl Maier (OFF e. V.) mit Regisseur Michael Heuer über den Dokumentarfilm. Mit „Tod auf dem Hochsitz“ endet die Filmreihe Dokumentarfilm – made in Niedersachsen. Eine Veranstaltung des Film- und Medienbüros Niedersachsen e. V. und der AG-Kurzfilm. In Kooperation mit der Lagerhalle und dem Unabhängigen FilmFest Osnabrück // OFF e. V. // Oktober 2021- Februar 2022.

 

 

Veranstaltungsdetails:

 

Tod auf dem Hochsitz – Ein Arbeitsleben in Deutschland
Regie & Buch: Michael Heuer
Deutschland 2009, 90’
Deutsche Originalfassung

 

zu Gast: Michael Heuer

 

Ein 58-jähriger arbeitsloser Handelsvertreter lehnt seine Frühverrentung ab und will auch keine „Hartz IV“-Almosen empfangen. Er zieht sich im niedersächsischen Solling auf einen Hochsitz zurück, auf dem nach 24 Tagen seine ausgemergelte Leiche gefunden wird. Der beeindruckende Dokumentarfilm thematisiert über den tragischen Einzelfall hinaus die Befindlichkeit einer Gesellschaft, die sich weitgehend über Arbeit definiert, ihren Mitgliedern aber immer weniger Arbeit zur Verfügung stellen kann. Er nähert sich dem toten Protagonisten assoziativ und mit einer stimmungsvollen Musik, die eine Fülle von Emotionen freisetzt.

 

Regie & Buch Michael Heuer, Kamera Frank Burhenne, Musik Jens Thomas, Schnitt Matthias Hänisch, Marcel Martens

 

Datum Dienstag, den 8.02.2022
Uhrzeit 19.30 Uhr
Ort Lagerhalle, Rolandsmauer 26, Osnabrück

 

VVK 6,- Euro
AK 6,-/5,- Euro
5 KUKUK-Karten

 

Ticketsonline und an der Abendkasse
Infosfilmfest-osnabrueck.de/dokfilm-in-nds/
Kontaktinfo@filmfest-osnabrueck.de

 

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Bildmaterialhttps://we.tl/t-AFN5WYvJNI
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