Focus on Europe

Focus on Europe: Über wilde Balkan-Bienen, auf Tour mit einer slowakischen Roma-Band und über Realitäten und die Widerspenstigkeit europäischer Frauen.

 

Die Sektion „Focus on Europe“ präsentiert ausgewähltes europäisches Arthouse-Kino, das grenzüberschreitende Fragen heutiger Gesellschaften in Europa auf die Leinwand bringt. Die acht Dokumentar- und Spielfilme erzählen vielfältige Geschichten über das Zusammenleben der Menschen auf unserem Kontinent.

 

Den Auftakt macht das Doppelprogramm: „Marina“ von Julia Roesler und „#widerstand“ von Britta Schoening. Im Dokumentarfilm „#widerstand” kommen drei Europäerinnen zu Wort, die mit ihrem Handeln Europa gestalten: Helene arbeitet mit Geflüchteten in Athen,  Aïcha ist Poetry-Slammerin in Berlin, und engagiert sich im muslimischen Verein „i,Slam” und Ingrid ist Teil der faschistischen „Identitären Bewegung” in Wien. Britta Schoening lässt drei sehr unterschiedliche Frauen zu Wort kommen, und wird zusammen mit ihrer Produzentin Theresa Basza den Film persönlich in Osnabrück vorstellen.

 

Auch der Kurzfilm „Marina” von Julia Roesler und Silke Merzhäuser erzählt von Frauen in Europa. Die Protagonistin Marina verlässt Rumänien, um in Deutschland als Pflegerin zu arbeiten. Sie spricht stellvertretend für viele osteuropäische Arbeitsmigrantinnen, ohne die das deutsche Pflegesystem schon längst zusammengebrochen wäre. Drehbuchautorin Silke Merzhäuser wird das Screening auf dem FilmFest Osnabrück begleiten.

 

Eine weitere transnationale Perspektive auf Europa bietet das Leben der Protagonistin Alma in „Take Me Somewhere Nice” von Ena Sendijarević. Alma ist in den Niederlanden aufgewachsen und begibt sich zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in ihr Heimatland Bosnien-Herzegowina. Auf dem Weg zu ihrem Vater nimmt ihre Reise, durch die steinige Landschaft Bosniens, einige unerwartete Wendungen. Das Roadmovie besticht durch seinen schwarzen Humor.

 

Mit „The Band – Kapela“ des Regisseurs Ladislav Kaboš präsentiert Focus on Europe eine Dokumentation über die Band Lomnické Čháve aus einer slowakischen Roma-Siedlung. Mit ihrer mitreißenden Mischung aus Folk und Balkan Jazz gewinnen sie die Herzen und Tanzbeine aller, die zuhören. Auf sensible Art fängt Ladislav Kaboš die glücklichen und schweißtreibenden Momente der Band ein. Als Vorfilm läuft das Musikvideo zu „Nüchtern” der Band Moop Mama.

 

Von Wildbienen und patriarchalen Zwängen

 

Nordmazedonien lenkt in diesem Jahr verdientermaßen viel cineastische Aufmerksamkeit auf sich: „Land des Honigs” von Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska gewann gleich drei Preise auf dem diesjährigen Sundance Film Festival und „Gott existiert, Ihr Name ist Petrunya” lief erfolgreich im Hauptwettbewerb der diesjährigen Berlinale und gewann u. a. den Preis der Ökumenischen Jury, den Gilde Filmpreis sowie den Hauptpreis des Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund | Köln.

 

Mit „Land des Honigs” erzählen Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska die Geschichte von Hatidze, der letzten Wildbienenzüchterin Europas. Sie, die in Ruhe dem Imkern in einem verlassenen Dorf in den Bergen Nordmazedoniens nachging, bekommt Konkurrenz durch den zugezogenen Hussein. Er möchte den Honig im großen Stil vermarkten, während sie immer nur so viel Honig entnehmen möchte, wie sie braucht. Eindrücklich zeigen Stefanov und Kotevska die Schönheit und die Härte eines Lebens auf dem Balkan im Einklang mit der Natur.

 

„Gott existiert, Ihr Name ist Petrunya” von Teona Strugar Mitevska ist eine von Tatsachen inspirierten Tragikomödie über die arbeitslose Historikerin Petrunya, die die kirchlich-patriarchal geprägte Gemeinschaft ihrer Heimat in Aufruhr versetzt. Altem Brauch folgend, tauchen junge Männer im eiskalten Fluss nach einem glückbringenden Kreuz. Spontan stürzt sich Petrunya auch in die Fluten, als erste und einzige Frau, und löst damit eine Welle der Empörung aus.

 

Der Abschlussfilm des 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück

 

Und zum Abschluss Frankreich: „Les Misérables” des Regisseurs Ladj Ly erzählt vom Leben im Pariser Vorort Montfermeil. Basierend auf den Pariser Unruhen von 2005, die Ly selbst miterlebte, werden in diesem Drama die Spannungen zwischen der Bevölkerung und der Polizei im Kampf um die Kontrolle des Bezirks erfahrbar gemacht. „Les Misérables“ gewann den Preis der Jury bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Cannes.

 

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