Die Preisverleihung des Filmfest 2022

Gegenwartsnah und dicht bei den Menschen

 

Aktuell, engagiert, intensiv – Die Preisträger des  37. Filmfests Osnabrück

 

Der Friedensfilmpreis Osnabrück des 37. Filmfests Osnabrück geht an den Spielfilm „Until Tomorrow“ („Ta farda“) des iranischen Regisseurs Ali Asgari. Der Preisträgerfilm erzählt von der alleinerziehenden Mutter Fereshteh (Sadaf Asgari), die ihr unehelich geborenes Kind der strengen Sitten wegen vor den Eltern geheim hält. Als die sich überraschend ankündigen, versteckt Fereshteh die Babysachen. Vor allem sucht sie verzweifelt nach einer Betreuung. Nur bis morgen, „until tomorrow“. Aber eine Enttäuschung folgt auf die nächste…

 

Die Jury lobt: „Ohne staatliche Filmförderung hat Ali Asgari einen bemerkenswerten Film gedreht, der vor Intensität pulsiert und mit reduzierten Mitteln eine außergewöhnliche Sogwirkung entfaltet. Mithilfe einer Handkamera und dem Einsatz von Plansequenzen schafft es ‚Until Tomorrow‘, packend von Emanzipation als Prozess zu erzählen sowie der Solidarität, mit der es sich der Unterdrückung in der Arbeitswelt, Gesellschaft, Familie und Liebe entgegentreten lässt.“

 

Mit diesen Inhalten ist der Film aktueller, als bei den Dreharbeiten abzusehen war. Die Jurymitglieder Anne Küper, Julia Roesler und Hadi Khanjanpour, der einer Erkrankung wegen nicht persönlich am Festival teilnehmen konnte, schreiben: „Junge Frauen sind es, die aktuell die Proteste im Iran prägen, Frauen, die sich wehren und zusammen organisieren. Und auch in dem Film, den wir auszeichnen, macht sich eine junge Frau bereit für einen Kampf, um sich schließlich der Konfrontation zu stellen. Aus jeder Ablehnung hat sie Mut geschöpft, zu verlieren gibt es nichts mehr für sie, die die Liebe zum eigenen Kind antreibt.“

 

Mit der Friedensfilmpreis-Urkunde konnte Ali Asgari im Rahmen der Verleihungszeremonie ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro entgegennehmen, gestiftet von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur.

 

Eine lobende Erwähnung seitens der Jury erhält der Beitrag „Freda“, der vom gefährlichen Alltag in Haiti, gegenwärtig ein weiterer Konfliktherd, erzählt: „Mit ihrem Spielfilmdebüt gelingt es Gessica Généus auf beeindruckende Weise, von Diskriminierung und Armut, patriarchalen Strukturen und sexualisierter Gewalt zu erzählen, unangestrengt, mitreißend, stets kraftvoll, wenn sich dieser Film nahezu ausschließlich auf weibliche Perspektiven konzentriert und sie in ihrer Unterschiedlichkeit aufeinanderprallen lässt.“

 

Ein Film auf der Höhe der Zeit, so wie auch „Imad’s Childhood“. Über einen längeren Zeitraum begleitete der im Irak geborene Zahavi Sanjavi eine kurdisch-jesidische Mutter und ihre zwei Söhne, die in der zweieinhalbjährigen Gefangenschaft des IS ein Martyrium durchlebt haben. Imad, der Ältere, ist jetzt fast fünf Jahre alt, von der Zeit beim IS geprägt und für seine Mutter und Großmutter nicht mehr zugänglich. Er schreit, spuckt, schlägt um sich. Mit viel Geduld, großem Einfühlungsvermögen, nie den Mut verlierend gelingt es einer Kinderpsychologin, langsam eine Beziehung zu Imad aufzubauen. „Imad’s Childhood“ erhält den von der Stadt Osnabrück mit 2.000 Euro dotierten diesjährigen Filmpreis für Kinderrechte, eine Entscheidung der Jura vom Wahlpflichtkurs „Film“ der Osnabrücker Oberschule am Sonnenhügel. Das Kinderhilfswerk terre des hommes e. V. fungiert bei dieser Festivalkategorie als Preispate.

 

Per Publikumsabstimmungen wurden im Rahmen des Festivals zwei Kurzfilmpreise vergeben. Der Publikumspreis für den besten Kurzfilm im Gesamtprogramm ging an die US-amerikanisch-spanische Koproduktion „For Pete’s Sake“ des auch als Schauspieler bekannten Filmemachers Gerald B. Fillmore, der hier für Produktion, Buch, Regie und Schnitt verantwortlich zeichnet. Der Studierendenrat der Universität Osnabrück hat diesen Preis mit einer Prämie in Höhe von 500 Euro ausgestattet.

 

Zum besten studentischen Kurzfilm wurde „Homebird“ gewählt, ein britischer Animationsfilm über eine junge Grafikdesignerin, die voller Hoffnungen in die Großstadt zieht, sich im schicken Umfeld einer Werbeagentur aber buchstäblich ganz klein fühlt. Die Regisseurin und Animateurin Ewa Smyk  darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 700 Euro freuen, das vom Marketing Osnabrück bereitgestellt wird.