Die Preisverleihung des FFOS 2020
Das 35. Unabhängige FilmFest Osnabrück endete am Sonntag mit der Verkündung der diesjährigen Preisträger und Preisträgerinnen.
Die Gewinnerfilme des 35. Unabhängigen FilmFests Osnabrück stehen fest. Die dreiköpfige Jury des Friedensfilmpreises der Stadt Osnabrück entschied sich für den US-amerikanisch-israelischen Dokumentarfilm „The Viewing Booth“. Im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung in der Osnabrücker Lagerhalle nahm Gerrit Sievert als Vertreter des Preisstifters, der Sievert Stiftung für Kunst und Kultur, die Ehrung vor. Der Friedensfilmpreis ist mit 15.000 Euro dotiert. Juryangehörige waren die Leiterin des Wiesbadener goEast-Festivals Heleen Gerritsen, die Kuratorin und Autorin Katrin Mundt und der Filmverleiher Björn Koll.
Das Gremium begründete seine Entscheidung unter anderem mit den Worten: „Wir haben uns entschieden, einen Film auszuzeichnen, der das Filmemachen selbst zum Gegenstand hat – das ‚Warum?‘ und das ‚Für Wen?‘. Und auch das ‚Wie?‘ einer Veränderung politischer Verhältnisse mit den Mitteln des Films. In einem betont nüchternen, laborhaften Setting treten der Filmemacher und eine junge Frau miteinander in Dialog über Bilder. Sie sprechen über Videos, die im Internet als konkurrierende Darstellungen des Israel-Palästina-Konflikts zirkulieren, und darüber, wie sie zu lesen seien. Wir sehen im Film dabei zu, wie jemand sieht. Wie jemand – also auch wir – sich im Prozess des Sehens ein Bild macht, und wie Bilder, auch die der politischen Gegenseite, das eigene Bild von der Welt noch verfestigen können. Wie Argumente sich verhärten, auch wenn gelegentlich die Gesichtszüge entgleisen und Anflüge von Zweifel offenbaren.“
Jurymitglied Björn Koll war schon zuvor von der Moderatorin Eva-Maria Schneider-Reuter auf die Bühne gebeten worden. Stellvertretend für das Team des französischen Dokumentarfilms „Petite fille“ („Little Girl“), den er als Verleiher betreut, bekam er den von der Stadt Osnabrück gestifteten Filmpreis für Kinderrechte von Ratsmitglied Günter Sandfort zugesprochen und nahm die Urkunde über einen Corona-bedingten kleinen Umweg berührungsfrei in Empfang.
Regisseur Sébastien Lifshitz bedankte sich per Videobotschaft. Ausgewählt hatte den Gewinnerfilm eine Jury aus Schülerinnen und Schülern. In der Begründung der Gruppe heißt es unter anderem: „Der Film gibt Einblicke in das Leben eines Mädchens, das unter Geschlechtsdysphorie und der Inakzeptanz anderer leidet. Besonders gut hat uns gefallen, dass die Auswirkungen auf die Familie klar ersichtlich waren. Zudem war der aufklärerische und informative Charakter der Dokumentation deutlich zu erkennen. Die Emotionen und inneren Konflikte der Betroffenen wurden gut eingefangen und stilistisch durch die Kameraführung und gezielten Einsatz von Musik untermalt.“ Das Kinderhilfswerk terre des hommes Deutschland e. V. ist Pate dieser Wettbewerbssektion.
Die kurze Form markiert für viele Filmschaffende einen wichtigen Schritt auf dem Weg in die Branche. Das zeigt nicht zuletzt ein Blick in die Geschichte des Unabhängigen FilmFests Osnabrück. In der Vergangenheit waren unter anderem die mittlerweile etablierten Regisseure Boran bo Odar („Dark“) und Philipp Käßbohrer („Neo Magazin Royale“; „How to Sell Drugs Online“) sowie Regisseurin Sophie Linnenbaum („Deutscher“) beim Unabhängigen FilmFest Osnabrück vertreten.
„Bewegt“ lautete die Überschrift für das Programm mit internationalen studentischen Kurzfilmen. Unter den Einreichungen unter anderem aus Spanien, Frankreich und Kolumbien entschied sich das Publikum für einen deutschen Beitrag: „Bambirak“, das Regiedebüt der Kamerafrau Zamarin Wahdat. Wahdat war gemeinsam mit der jungen Hauptdarstellerin Lara Cengiz und deren Familie zur Aufführung angereist und konnte die Auszeichnung persönlich in Empfang nehmen, die mit einer Preissumme in Höhe von 700 Euro verbunden ist. Für den Stifter, das Marketing Osnabrück, sprach dessen Geschäftsführer Alexander Illenseer seine Glückwünsche aus.
Auch der Studierendenrat der Universität Osnabrück, an diesem Abend vertreten durch seine Präsidentin Birte Spekker, engagiert sich für die kurze Form und vergibt 500 Euro für den besten Kurzfilm des Gesamtprogramms. Nomen est omen: „Masel tov“ bedeutet im Jiddischen „viel Glück“ oder „viel Erfolg“. Der fromme Wunsch wurde Wirklichkeit: Die Mehrheit der Stimmen ging an „Masel Tov Cocktail“ von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch. Auch hier erfolgte die Danksagung per Videobotschaft. Die Regisseure Arkadij Khast und Mickey Paatzsch begeisterten die Zuschauerschaft mit einem frechen Stil- und Themenmix über Vorurteile, Stereotype, Anti- und Philosemitismus.
Die Abschlussveranstaltung endete mit einem Dank derFestivalleiterin Julia Scheck an alle Beteiligten im Organisationsteam und in den Filmtheatern, die sich im Corona-Jahr 2020 mit bislang nicht gekannten Herausforderungen konfrontiert sahen. Dank großer Einsatzbereitschaft und mit viel Einfallsreichtum gelang es trotz widriger Bedingungen, ein attraktives Festivalprogramm auf die Leinwände zu bringen. Jetzt ist der Blick optimistisch nach vorn gerichtet: Auch 2021 wird es ein Unabhängiges FilmFest geben.