Beschwingt, lebendig und couragiert – Sektion FilmFest Laut feiert Premiere auf dem 31. Unabhängigen FilmFest

 

Die Sektion FilmFest Laut feiert ihre Premiere im diesjährigen Programm und widmet sich Filmen, welche die Freude an der Musik und deren völkerverständigende Kraft zelebrieren: Ein Jugendlicher flüchtet sich in seine geliebten HipHop-Beats (Morris aus Amerika), eine rebellische, junge Frau in Tunesien verleiht ihrem Streben nach Freiheit Ausdruck in ihren regimekritischen Songtexten (Kaum öffne ich die Augen) und ein Radiomoderator erhofft sich eine Jam-Session zwischen „Metallica“ und der ersten Rockband Afghanistans (Radio Dreams). Schließlich laden American Epic: The Big Bang und The American Epic Sessions zu einer musikalischen Entdeckungsreise zu den Wurzeln der US-amerikanischen Musikgenres in die 1920iger Jahre ein.

In Radio Dreams möchte Hamid, der in Los Angeles bei einer kleinen Radiostation für das in Farsi ausgestrahlte Programm mitverantwortlich ist, ein Zusammentreffen von ‚Metallica‘ und der ersten Rockband Afghanistans als ein musikalisches Zeichen der Völkerverständigung organisieren. Regisseur Bernard MacMahon forscht unterdessen nach der DNA der amerikanischen Musikgenres und entführt dabei in American Epic: The Big Bang in die 20er Jahre, um die Anfänge von Country, Blues und Bluegrass aufzuzeigen. In American Epic Sessions lässt der Dokumentarfilmer dann Künstler unserer Zeit wie Nas, Beck oder Elton John Klassiker der 20er Jahre sowie neue Eigenkompositionen performen und generiert dabei ein begeisterndes Live-Atmosphäre. Der junge Afroamerikaner Morris ist unterdessen großer Fan des HipHop-Musikgenres und versucht sich in nach dem Umzug nach Heidelberg in der neuen Heimat zurechtzufinden. Pubertätswirren, die erste große Liebe und das Gefühl in der Fremde nicht dazuzugehören, lassen sich für den 13-Jährigen besser mit seinen geliebten Rap-Beats ertragen, so dass sich Morris aus Amerika im Groove der Rapmusik entfaltet. Die rebellische Farah kämpft hingegen mit Hilfe der Musik für ihre Freiheit und versucht den einengenden Traditionen Tunesiens zu entfliehen. In ihren regimekritischen Texten drückt sie ihre Wut und ihre Hoffnungen aus und begibt sich dabei auf einen gefährlichen Pfad.

Schließlich lädt das FilmFest dazu ein, im neuen Programmpunkt FilmFest Laut & Kurz, Musikvideos von spannenden Bands auf der großen Leinwand zu genießen und dabei neue Musik zu entdecken. Kunstvolle Videos wie Yanas Fluch“, Sizarrs Baggage Man oder Hundreds What Remains laden zum Staunen ein, während Hi! Spencers Silvester oder Soulbounds Welcome To The Dawn die Vielfalt der Musikvideokunst unterstreichen.

 

Zu den einzelnen Filmen in der Sektion FilmFest Laut:

FilmFestLautFilme

 

 

 

 

 

Donnerstag, 20. Oktober | 20 Uhr, Lagerhalle
Radio Dreams

Afghanistans erste Rock-Band „Kabul Dreams“ trifft (vielleicht) auf „Metallica“:  Eine einzigartige Jam-Session zwischen Orient und Okzident kündigt sich an. Hamid (Mohsen Namjoo) ist mit viel Idealismus in die Vereinigten Staaten ausgewandert, um dort seine Karriere als Schriftsteller voranzutreiben. Stattdessen arbeitet er nun für einen kleinen Radiosender in San Francisco. Hamids Wunsch sich in dem in Farsi ausgestrahlten Programm künstlerisch zu verwirklichen, stehen die Radiobetreiber dabei eher kritisch gegenüber. Doch dessen Lieblingsprojekt – dem Zusammentreffen und gemeinsamen Musizieren der afghanischen Rock-Band „Kabul Dreams“ mit deren Idolen „Metallica“ – gestehen sie großes (kommerzielles) Potential zu. Obwohl für Hamid das symbolisch- völkerverständigende Zeichen des Zusammentreffens der Bands im Vordergrund steht, muss er die finanzielle Ausschlachtung seines Projekts befürchten. Fast ausschließlich in den Büros des Radios spielend, beschäftigt sich Regisseur Babak Jalali („Frontiers Blues“) in seiner dokumentarisch anmutenden, ironischen Tragikomödie mit kultureller Identität, künstlerischer Integrität und natürlich der Liebe zur Musik.

USA 2016, DCP, 97 Min.
persisch-englische-Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie Babak Jalali | Buch Babak Jalali & Aida Ahadiany | Kamera Noaz Deshe | Schnitt Nico Leunen, Babak Salek | Musik Mahmood Schricker |Darsteller Lars Ulrich, Mohsen Namjoo, Kabul Dreams (Sulyman Qardash, Siddique Ahmed and Raby Adib), Larry Laverty, Boshra Dastournezhad

Produktion Butimar Productions
Distribution Reel Suspects

 

Donnerstag, 20 Oktober | 22:30 Uhr, Filmtheater Hasetor
Kaum öffne ich die Augen

Rockig, rebellisch und voller Träume: Die zerschlagenen Hoffnungen einer sich nach einem Wandel sehnenden, tunesischen Jugend – 2010, einige Monate vor dem Einsetzen des Arabischen Frühlings, spielt die 18-jährige Farah in Tunis in einer Rockband, die mit ihren politischen Texten provoziert und Aufsehen erregt. Farah ist lebenshungrig und aufmüpfig, möchte nach dem bestandenen Abitur ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben führen. So plant sie Musik zu studieren, statt dem Drängen ihrer Familie nachzugeben und sich an der Uni für Medizin einzuschreiben. Zudem hört die rebellische Tochter nicht auf die Bitte ihrer Mutter, sich etwas vorsichtiger und zurückhaltender zu verhalten, um nicht zu einem Opfer des tunesischen Geheimdienstes zu werden. Regisseurin Leyla Bouzids Drama ist ein kraftvolles Porträt einer kämpferischen, lebenshungrigen Musikerin, die gegen die einengenden Strukturen in Tunesien Sturm läuft und sich in ihrem jugendlichen Übermut in eine gefährliche Lage manövriert.

Tunesien/Frankreich/Belgien 2015, DCP, 102 Min.
arabisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Regie Leyla Bouzid | Buch Leyla Bouzid, Marie-Sophie Chambon | Kamera Sébastien Goepfert | Schnitt Lilian Corbeille | Musik Shyam Allami | DarstellerInnen Lamis Ammar, Ruba Blal-Asfour, Haitham Omari, Khadija Alakel, Jalal Masarwa

Produktion Blue Monday Productions. Propaganda Production
Distribution Kairos Filmverleih

Freitag, 21. Oktober | 22:30 Uhr, Filmtheater Hasetor
American Epic: The Big Bang

Regisseur Bernard MacMahon lädt zu einer musikalischen DNA-Analyse in die 1920er Jahre ein, um die Wurzeln der modernen amerikanischen Musik aufzuspüren: Jack White, T-Bone Burnett und Robert Redford schlossen sich zusammen, um das dreiteilige Dokumentationsprojekt um die Erkundung der Ursprünge der amerikanischen Musikgenres zu ermöglichen. Als sich in den zwanziger Jahren das Radio in den Städten Amerikas durchsetzte, führte dies zu sinkenden Absatzzahlen bei den Plattenfirmen. Diese wollten sich nun verstärkt auf die ländliche Bevölkerung konzentrieren, nahmen hierfür zahlreiche lokale Musiker überall im Lande auf und dokumentierten damit erstmals die gesamte musikalische Vielfalt in den USA. Die erste Episode des spannenden Musikdokumentations-Dreiteilers konzentriert sich dabei auf die im Zuge dieser lokalen Aufnahmen entdeckten Bands „The Carter Family“ und „The Memphis Jug Band“, die als Vorreiter der Country- bzw. des Blues-Genres gelten. Mit bemerkenswerten Audio- und Fotoaufnahmen sowie Interviews mit den letzten noch lebenden Zeitzeugen widmet sich „American Epic: The Big Bang“ zweier Bands, welche die amerikanische Musik maßgeblich prägen und demokratisieren sollten.

USA/Großbritannien 2016, BluRay, 53 Min.
englische Originalfassung

Regie Bernard MacMahon | Kamera Vern Moen, Richard Henkels | Schnitt Dan Gitlin | Ton David Ross, Michael Miller

Produktion Lo-Max Films,  BBC Television, PBS
Distribution  Lo-Max Films

 

Samstag, 22. Oktober | 15 Uhr, Filmtheater Hasetor
Morris aus Amerika

Pubertäts- und Liebeswirren in einer neuen Heimat:  Als der verwitwete Vater Curtis einen neuen Job in Heidelberg antritt, holt er auch seinen Sohn Morris nach Deutschland. Der 13-jährige Afroamerikaner ist großer HipHop-Fan und von dem Neustart im unbekannten Land alles andere als angetan. Seine verständnisvolle private Deutschlehrerin Inka rät ihm, im Jugendclub neue Freunde zu finden, doch die dortigen Teenager schließen den ausländischen, übergewichtigen Jungen aus und machen sich sogar über ihn lustig. Nur die rebellische 15-jährige Katrin gibt Morris eine Chance. „Morris aus Amerika“ ist ein frischer, authentischer Coming-Of-Age-Film, der Integrationsprobleme und erste Liebesnöte mit einer coolen Attitüde behandelt. Die Zeichnung der locker-liberalen Vater-Sohn-Beziehung gelingt Regisseur Chad Hartigan dabei genauso hervorragend, wie das komplizierte Verhältnis zwischen dem verliebten Morris und der manipulativen Katrin. Ohne erhobenen Zeigefinger fängt der Film im Groove der von Morris heißgeliebten Rap-Beats ein, was es für einen Jugendlichen bedeutet, fern der Heimat ein neues Leben zu beginnen.  Empfohlen ab 14 Jahren.

 Deutschland, USA 2016, DCP, 90 Min.
englisch-deutsche Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Regie & Buch Chad Hartigan | Kamera Sean McElwee | Schnitt Anne Fabini | Musik Keegan DeWitt | DarstellerInnen Markees Christmas, Craig Robinson, Carla Juri, Jakub Gierszal, Lina Keller

Produktion Lichtblick Media, Beachside Films, INDI Film, SWR
Distribution Farbfilm Verleih

 

Samstag, 22. Oktober | 20 Uhr, Haus der Jugend
The American Epic Sessions

Country, Blues, Gospel, Folk, Cajun-Musik und Jazz  – Regisseur Bernard MacMahon entführt zusammen mit Musikern unserer Zeit auf eine musikalische Entdeckungsreise zu den Wurzeln der modernen amerikanischen Musik: Jack White, T-Bone Burnett und Robert Redford haben neben Regisseur Bernard MacMahons spannendem Dokumentationsdreiteiler über den Ursprung der verschieden Musikgenres in den USA auch dessen Dokumentarfilm „The American Epic Sessions“ produziert. Dieser fängt zwanzig begeisternde Aufnahmesessions mit zeitgenössischen Musikern ein, die sich der Herausforderung stellen, bei der ersten Aufnahme sofort alles geben zu müssen. Vor einem aufwändig rekonstruierten Aufnahmegerät der 1920er Jahre, das die Performances direkt und ohne jegliche Nachbearbeitung verewigt, interpretieren Musiker unterschiedlichster Stilrichtungen wie Nas, Beck oder Elton John musikalische Glanzstücke aus den 1920er bis 1930er Jahren und stellen zudem neue Eigenkompositionen vor. Gedanken zur Entstehungszeit der amerikanischen Musikgenres sowie dem beständigen Wandel der Musikindustrie wechseln sich dabei mit mitreißenden One-Take-Studioaufnahmen ab.

USA/Großbritannien 2015, BluRay, 146  Min.
englische Originalfassung

Regie Bernard MacMahon | Kamera Vern Moen | Schnitt Dan Gitlin, Jim Hession, Gillian McCarthy | Musiker Elton John, Willie Nelson, Jack White, Nas, Beck, Stephen Stills, Pokey LaFarge, Taj Mahal, Alabama Shakes.

Produktion Lo-Max Films,  BBC Television, PBS
Distribution Lo-Max Films

 

Samstag, 22. Oktober | 23.55 Uhr, Foyer der Lagerhalle
FilmFest Kurz&Laut

Zum ersten Mal präsentiert das Unabhängige FilmFest Osnabrück in diesem Jahr auch ein facettenreiches Programm an Musikvideos. Gezeigt wird dieses im Anschluss an die Kurzfilme am Samstag, 22. Oktober, im Foyer der Lagerhalle.

Die kunstvollen Musikvideos zu Liedern wie Yanas „Flucht“  und Sizarrs „Baggage Man“  laden zum Staunen ein. Wie unterschiedlich solche Clips außerdem ausfallen können, zeigen unter anderem  Hi! Spencers „Silvester“ und Soulbounds „Welcome To The Dawn.“

Yana – Flucht 4:32 min
Sizarr – Baggage Man 4:28 min
Hi! Spencer – Silvester 3:54 min
Hundreds – What Remains 4:25 min
Metryk – Gold of Pleasure 3:50 min
Soulbound – Welcome To The Dawn 4:11 min
Summery Mind – Right Now 3:32 min
Taiga – Clown  04:07 min.
Martin Kohlstedt – FLI 5:01 min

31. Unabhängiges FilmFest Osnabrück: 19. – 23. Oktober 2016

FilmFest Kurz&Laut:

Kaum öffne ich die Augen
Donnerstag, 20 Oktober | 22:30 Uhr, Filmtheater Hasetor

Radio Dreams
Donnerstag, 20. Oktober | 20 Uhr, Lagerhalle

American Epic: The Big Bang
Freitag, 21. Oktober | 22:30 Uhr, Filmtheater Hasetor

Morris aus Amerika
Samstag, 22. Oktober | 15 Uhr, Filmtheater Hasetor

The American Epic Sessions
Samstag, 22. Oktober | 20 Uhr, Haus der Jugend

FilmFest Kurz&Laut
Samstag, 22. Oktober | 23.55 Uhr, Foyer der Lagerhalle

 

Foto: Szenenbild aus „Kaum öffne ich die Augen“ (Quelle: Kairos Verleih)