Bizarre Kulte, chinesisches Noir, entfesselte Tänzer – die Festivalsektion „FilmFest Extrem“

Genrekino auf dem Unabhängigen FilmFest Osnabrück
 
Als Schauspieler ist John Cameron Mitchell „der Neue“ in der Kultserie „Mozart in the Jungle“ – dort spielt er ab der vierten Staffel den Choreographen Egon. In der Serie „Vinyl“, einer Kollaboration von Martin Scorsese und Mick Jagger, sah man Mitchell als Andy Warhol. Seit 2001 arbeitet der vielseitige Schauspieler auch als Regisseur. Das Unabhängigen FilmFest Osnabrück zeigt seine Science-Fiction-Groteske „How to Talk to Girls at Parties“, bei der er zum zweiten Mal mit der Oscar-Preisträgerin Nicole Kidman drehte.In „How to Talk to Girls at Parties“ mimt sie „Queen Boadicea“, die schrille Anführerin einer Art Punk-Familie, angelehnt an die Modeschöpferin und Menschenrechtsaktivistin Vivienne Westwood. Im London des Jahres 1977 toben sich die Teenager Enn, John und Vic in der noch jungen Punk-Bewegung aus. Die Musik und die Attitüde gefallen ihnen, mehr noch die schönen Mädchen mit den wilden Haaren. Mal wieder auf der Suche nach einer Party, geraten sie in eine Art Künstlerkommune. Oder ist es ein religiöser Kult? Man trägt dort Latex und praktiziert bizarre Rituale. Nur die aparte Zan hält sich abseits. Enn spricht sie an. Der Beginn einer interstellaren Liebesgeschichte …
 
Die „White Chamber“ ist das klinisch kühle, hermetisch abgeriegelte Experimentierfeld einer Gruppe von Wissenschaftlern. Das britische Militär hat sie mit der Entwicklung einer Droge beauftragt, die die Ausdauer stärken, die Schmerzempfindlichkeit unterdrücken und die Soldaten somit nahezu unbesiegbar machen soll. Denn draußen herrscht Bürgerkrieg, und die Regierungstruppen verlieren an Terrain. Die Forscher stehen unter Druck. Längst haben sie jeden Gedanken an wissenschaftliche Ethik hinter sich gelassen. Eine junge Frau stößt neu zum Team – und bringt die Versuchsanordnung durcheinander. Der britische Drehbuchautor und Regisseur Paul Raschid verdichtet das Geschehen in einer minimalistisch gehaltenen Kulisse und sorgt gerade durch die Ausblendung der Außenwelt für ein Maximum an Spannung. In seiner Dystopie „White Chamber“ versammelt Raschid Science-Fiction-, Horror- und Thriller-Elemente. Hauptrollen spielen die international gefragte, unter anderem aus „Game of Thrones“ bekannte Amrita Acharia und der vor allem in Hollywood tätige israelische Schauspieler Odet Fehr.
 
Im Jahr 1997, als die vormalige britische Kronkolonie Hongkong an China zurückfiel und Jiang Zemin die Staatsführung der Volksrepublik übernahm, werden in einer abgelegenen, schmutzig-düsteren Industriestadt nach und nach vier Frauenleichen gefunden. Yu Guowei, Sicherheitschef in einem verkommenen Industriekomplex, sieht eine Gelegenheit, sich zu profilieren. Ehrgeizig stellt er eigene Ermittlungen an, begleitet von seinem leicht schusseligen Assistenten. Yu Guowei geht so weit, eine ehemalige Prostituierte, der er zum Ausstieg aus dem Milieu verholfen hat, als Köder einzusetzen … Der Autor und Regisseur von „The Looming Storm“, Yue Dong, kam über die Kameraführung zur Regie und versteht sich darauf, in ausdrucksstarken Bildern zu erzählen. Ein ewiges Grau liegt über der kleinen Stadt, smog- und wetterbedingt, aber auch symbolisch gemeint. Denn Yue Dong bedient sich gekonnt des Serienkiller-Genres, um auf fesselnde Weise vom Wandel der chinesischen Gesellschaft zu erzählen. 2018 wurde er bei den Asian Film Awards als Bester Nachwuchsregisseur ausgezeichnet.
 
Eine bunt zusammengewürfelte Tanztruppe hat ein Tourneestück einstudiert. Am Abend vor der Abreise trifft man sich zur Abschlussparty. Es wird ausgelassen getanzt, die athletischen Tänzerinnen und Tänzer zeigen ihr Können. Doch langsam ändert sich die Stimmung. Einige geraten in Trance, andere verlieren alle Hemmungen, manche werden aggressiv oder fallen in Agonie. Selva (Sofia Boutella) ahnt: Die Dinge sind aus der Spur geraten …
Der argentinische Regisseur Gaspar Noé („Irreversible“, „Enter the Void“) erneuert mit dem an reale Ereignisse angelehnten, mit Elektro-Dancepop unterlegten Psycho-Horrorfilm „Climax“ seinen Ruf, mit verstörenden Gewalt- und Sexdarstellungen zu schockieren und zu polarisieren. Exploitation-Kino trifft auf klassische Filmkunst – zu Beginn von „Climax“ deutet Noé auf seine Vorbilder, auf Filme von Andrzej Zulawski, Dario Argento, Kenneth Anger, Rainer Werner Fassbinder. Auf internationalen Festivals sorgen Noés gewagte filmische Delirien regelmäßig für Gesprächsstoff. In Cannes gewann er für „Climax“ den „Art Cinema Award“. Die Musik zu „Climax“ stammt unter anderem von Giorgio Moroder, Daft Punk, Gary Numan, Cerrone und Eric Satie.
 
Das Programm des 33. Unabhängigen FilmFest Osnabrück: hier!
 
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