Blutig, abgedreht und spannend: „FilmFest Extrem“ steht für internationales Genrekino vom Feinsten
Mit dem koreanischen Zombie-Animationsfilm „Seoul Station“, dem abgründigen, indischen Thriller „Psycho Raman, der skurrilen amerikanischen Tragikomödie „Swiss Army Man“ und dem italienischen Gangsterthriller „Suburra“ präsentiert das 31. Unabhängige FilmFest Osnabrück in seiner Sektion „FilmFest Extrem“ beste Genrefilmkunst.
Machtkämpfe, korrupte Machenschaften, Sex und jede Menge Geld: „Suburra“ ist Actionfeuerwerk und Politthriller in Einem und erzählt von einem einflussreichen Mafia-Clan, der eine Hafenstadt vor Rom in ein neues Las Vegas verwandeln will. Der harte indische Psychothriller „Psycho Raman“ entführt in die Slums Mumbais und verfolgt das perfide Katz- und Maus Spiel eines Serienkillers und seines Verfolgers. „Seoul Station“ ist ein blutiger Zombiefilm in roh- unangepasstem Animationsstil, der mit gesellschaftskritischen Untertönen in der Tradition der Horrorklassiker Georg A. Romeros aufwartet. Schräg geht es hingegen in dem tragisch-komischen Trip „Swiss Army Man“ zu, in dem eine angeschwemmte Leiche zum praktischen Überlebens-Kit und Ansprechpartner eines Schiffbrüchigen mutiert.
Zu den einzelnen Filmen der FilmFest Extrem-Sektion:
Donnerstag, 20. Oktober │ 22:30 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Suburra
Mord, Sex und viel Geld: Das sind die klassischen Zutaten eines typischen Mafia-Films. Und Regisseur Stefano Sollima, Sohn der italienischen Genrefilmlegende Sergio Sollima, führt die Gattung des 70er Jahre „Poliziottescho“-Thrillers geschickt ins 21. Jahrhundert. Dabei wirkt sein Film über einen Mafia-Clan, der aus Ostia, der Hafenstadt vor Rom, ein „neues Las Vegas“ machen will, durchaus realistisch. Kein Wunder, war Sollima früher als Kamerareporter in Krisengebieten unterwegs. Und so wirkt „Suburra“ mit seinen perfekt miteinander verzahnten Geschichten um Korruption, blutige Machtkämpfe, Sex-Eskapaden und den extrem brutalen Schießereien einerseits recht unmittelbar, verbindet aber auch gekonnt das Actiongenre mit dem des Politthrillers.
Italien 2015, DCP, 135 Min. italienische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Regie Stefano Sollima │ Buch Stefano Rulli, Sandro Petraglia, Carlo Bonini, Giancarlo Di Cadaldo (nach dem gleichnamigen Roman von Carlo Bonini und Giancarlo De Cataldo) │ Kamera Paolo Carnea │ Musik M83, Pasquale Catalano │Darsteller Pierfrancesco Pavino , Claudio Amendola, Elio Germano, Alessandro Borghi
Produktion Netflix, RAI│Distribution Koch, 24 Bilder
Freitag, 21. Oktober │ 21:00 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Swiss Army Man
Eine furzende Leiche kann sehr praktisch sein: Das findet zumindest der Schiffbrüchige Hank, als er am Strand den angeschwemmten Körper eines jungen Mannes findet. Dabei erweist sich der „Manny“ getaufte Tote (Daniel Radcliffe) als genauso praktisch wie ein Schweizer Armeemesser: Der Kadaver hilft ihm aufgrund seiner Flatulenzen wie ein Wasserski von der Insel zu entkommen, leistet ihm aber auch als Gesprächspartner Gesellschaft. Klingt albern? Klar, aber dennoch erweist sich der in Sundance und Neuchâtel ausgezeichnete Film im Gesamten auch als berührendes Porträt über die intimen Gedanken und Gefühle zweier junger Männer. Etwa wenn sie sich über Frauen in Bussen oder Erektionen unterhalten. Oder wenn sie sich gegen wilde Bären verteidigen müssen. Ohne Zweifel einer der ungewöhnlichsten Abenteuerfilme aller Zeiten, zugleich aber auch ein wunderschöner emotionaler Trip.
USA 2016, DCP, 97 Min. englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Regie & Buch Daniel Scheinert, Daniel Kwan│ Schnitt Matthew Hannam │ Kamera Larkin Seiple │ Musik Andy Hull, Robert McDowell │Darsteller Daniel Radcliffe, Paul Dano, Mary Elizabeth Winstead
Produktion Tadmor, Astrakan Films AB, Cold Iron Pictures, Blackbird Films, Prettybird
Distribution Capelight Pictures, Central Film
Freitag, 21. Oktober │ 23:00 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Seoul Station
Wie oft, kündigt sich die Katastrophe leise an! Nachdem ein älterer Obdachloser an einer Bisswunde im Hauptbahnhof von Seoul stirbt, hat das schrecklichen Konsequenzen: Der Tote erwacht zu neuem Leben – und zwar als Zombie. Und er infiziert andere. Schon bald ist die ganze Stadt im Ausnahmezustand. Was sich zunächst nach einem konventionellen Horrorfilm anhört, entwickelt sich so ganz nebenbei, trotz aller genre-üblichen Spannung, zugleich zu einem sehr doppelbödigen Gesellschaftsporträt, thematisiert der Film doch auch soziale Unterschiede, variiert das Thema „Heim“, und steht damit durchaus in der Tradition der Zombiefilmklassiker eines George A. Romero. „Seoul Station“ ist das Anime-Prequel zum Realfilm „Train to Busan“, der sich, ebenfalls von Sang-ho Yeon inszeniert, in den letzten Monaten zum erfolgreichsten koreanischen Film aller Zeiten entwickelte.
Südkorea 2016, DCP, 92 Min. koreanische Originalfassung mit englischen Untertiteln
Regie & Buch Sang-ho Yeon │ Schnitt Yeon Sang-ho, Lee Yeon-jung │ Musik Jang Yeong-gyu
Produktion Studio Dadashow, Finecut in a Next Entertainment│ Distribution Splendid Film
Samstag, 22. Oktober │ 22:30 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Psycho Raman
Morde in den Slums von Mumbai: Obwohl der Vorspann des Films klarstellt, der Filme handele nicht vom berüchtigten Serienkiller Raman Raghva, der in den 1960ern Dutzende von Menschen tötete, ist ein anderer Mann dennoch fast 50 Jahre später von ihm besessen. Dabei sieht Namensvetter „Raman“ so harmlos aus, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Aber spätestens, als er sich eine Eisenstange von einem Schrotthändler besorgt, legt er eine extrem blutige Spur durch die Elendsviertel der indischen Metropole. Gejagt wird er dabei von dem drogensüchtigen, ebenfalls brutalen Polizisten „Raghva“. Doch auch bei ihm gilt: „Nomen est omen.“ Mit diesem Thriller behandelt Regisseur Anurag Kashyap („The Gangs of Wasseypur“) das sehr indische Thema „Seelenverwandtschaft“ auf eine sehr spezielle und vor allem verstörende Weise.
Indien 2016, DCP, 127 Min. indische Originalfassung mit deutschen Untertitel
Regie Anurag Kashyap│ Buch Vasan Bala, Anurag Kashyap │ Schnitt Aarti Bajaj │ Kamera Jay Oza │ Musik Ram Sampath │Darsteller Nawazuddin Siddiqui, Vicky Kaushal, Sobhita Dhulipala, Anuschka Sawhney, Mukesh Chhabra
Produktion Phantom Distribution│ Distribution Rapid Eye Movies
31. Unabhängiges FilmFest Osnabrück: 19. Oktober – 23. Oktober 2016
FILMFEST EXTREM:
Donnerstag, 20. Oktober │ 22:30 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Suburra
Freitag, 21. Oktober │ 21:00 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Swiss Army Man
Freitag, 21. Oktober │ 23:00 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Seoul Station
Samstag, 22. Oktober │ 22:30 Uhr, Filmpassage Osnabrück
Psycho Raman
Bild: Szenenbild „Psycho Raman“ (Quelle: RapidEyeMovies)