Festivalreporter*innen: Review zu Here

Ein Baustellenarbeiter, der in der lauten Stadt Brüssel nie ganz ein Zuhause gefunden hat und nachts schlaflos durch die (fast) leeren Gassen wandert. Und eine Moosforscherin, die ihren Seelenfrieden bei den kleinen, unscheinbaren Pflänzchen findet, welche selbst in einer ruhelosen Großstadt ihrem natürlichen Lauf folgen. Auf ungewöhnliche Weise treffen die beiden aufeinander und merken, was für eine tiefe Verbindung man auch ohne viele Worte herstellen kann.

Ob der Migrationshintergrund der Protagonist*innen oder die Bedeutung einer Schüssel Suppe, ihre Beziehung spiegelt sich in wenigen, dafür umso bedeutungsschweren Momenten wider und entfaltet sich in der Vorstellung der Zuschauer weiter, noch nachdem die Credits von der Leinwand gewichen sind. Der Regisseur Bas Devos hat mit HERE ein dreisprachiges Werk von einer solchen Leichtigkeit und Subtilität geschaffen, dass man Angst hat, zu blinzeln und dabei eins der vielen, kleinen Details zu verpassen, die den Film insgesamt zu dem machen, was er ist: Eine Zelebration der Natur, ein Blick für verschiedenste Lebenswege, ohne dabei auf irgendeine Art kitschig zu wirken. Ich habe den Film mit einer Ruhe und Achtsamkeit verlassen, die ich in Osnabrück – ebenfalls einer lauten Stadt, wenn auch nicht ganz so groß wie Brüssel – nur selten verspüre.

 

Festivalreporterin Luise Friedrich