The Intruder

Film und Frieden – Der Friedensfilmpreis Osnabrück

 

Als bedeutendes Medium mit großer Reichweite kommt dem Kinofilm eine gewisse Verantwortung zu, wenn es darum geht, Ungerechtigkeit aufzuzeigen. Wenn Menschenrechte verletzt, Kriege gegen Zivilbevölkerungen geführt und folglich Menschen zur Migration gezwungen werden, kann der Film ein Sprachrohr sein für die Sprachlosen und Unterdrückten.

Der Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück bildet den Mittelpunkt des Unabhängigen FilmFests und setzt Jahr für Jahr den Ton für die jeweilige Festivalausgabe. In diesem Jahr geht es unter anderem um den Mut zum Widerstand, wie in Tatiana Chistovas bewegender Dokumentation „Convictions“. Christova schildert die Gerichtsprozesse von vier jungen Männern, die den russischen Militärdienst verweigern wollen und es mit einem starren und patriotischen Rechtsapparat aufnehmen. In „The Intruder“ will sich die Sozialarbeiterin Giovanna in einem von der Camorra in Geiselhaft gehaltenen Vorort Neapels nicht den Umständen ergeben und verteidigt ihre mühsam aufgebaute Kunstschule vor der Einflussnahme durch die Mafia. In „In Between“ teilen die drei Protagonistinnen neben der gemeinsamen Wohnung, den Mut sich dem Konformismus nicht zu beugen und stellen diesen immer wieder in Frage.

Gleich zwei Beiträge haben den seit 2011 anhaltenden Krieg in Syrien zum Thema: „The War Show“ behandelt den Konflikt aus der Sicht einer mutigen Radiomoderatorin aus Damaskus, die zur Stimme der Gerechtigkeit wird. Armen Khachatryans „Last Wish“ befasst sich ebenfalls mit Syrien, genauer mit zwei Geflüchteten, ihren Gründen zur Flucht nach Armenien und schlussendlich mit der Frage: „Was ist eigentlich Heimat?“

Hooligan Sparrow“ folgt der Frauenrechtsaktivistin Sparrow in ihrem Kampf gegen Sexsklaverei und Korruption in China. Der Film schildert eindrucksvoll die Hintergründe eines Fotos, das um die Welt ging. Und in „Nothing is Forgiven“ beugt sich eine marokkanische Journalistin weder der rückwärtsgewandten Frauenrolle ihres Heimatlandes, noch den Terroristen, die am 7. Januar 2015 einen islamistisch motivierten Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris verübten. Als Überlebende des Anschlags setzt Zineb El Rhazoui ihre Arbeit fort.

Wie es Gesellschaften ergeht, wenn nach Jahren andauernder Konflikte endlich Frieden herrscht, loten die drei Beiträge „Hidden Photos“ über Kambodscha, „Until the Birds Return“ aus Algerien und „Demons in Paradise“ aus Sri Lanka aus.

Unter den insgesamt 1.100 Einreichungen, die einen bisherigen Rekord für das Festival darstellen, sind dieses Jahr viele Filme aus Asien ins Programm aufgenommen worden, davon vier in den Wettbewerb um den Friedensfilmpreis. Die Produktionen erzählen von China („Hooligan Sparrow“ und „King of Peking“), Sri Lanka („Demons in Paradise“), Südkorea („Hatred“), Japan („Happiness“), Bhutan („The Farmer and I“), Kambodscha („Hidden Photos“) und Singapur („Apprentice“).

Zum Anlass des Wettbewerbs um den Friedensfilmpreis Osnabrück konnte das FilmFest wieder eine namhafte Jury gewinnen, die den Gewinnerfilm bestimmt und so den mit 12.500 Euro dotierten und von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gestifteten Friedensfilmpreis Osnabrück verleihen wird. Zur Jury gehört Drehbuchautorin Annette Hess, die unter anderem für den erfolgreichen ZDF-Mehrteiler „Ku’damm 56“ und die Serie „Weißensee“ verantwortlich ist. Daneben sitzt Regisseurin, Autorin und Produzentin Irja von Bernstorff auf dem Jurorenstuhl. Seit 2013 lebt sie in Bhutan, wo sie auch ihren mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Farmer and I“ drehte, der im Rahmen des Festivals außer Konkurrenz vorgeführt wird. Die dritte Jurorin ist Ulrike Dotzer, die die Abteilung des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE beim NDR leitet.

Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück

Convictions„, Russland/Polen 2016, Regie: Tatiana Chistova
Donnerstag, 19. Oktober | 20 Uhr, Haus der Jugend

Apprentice„, Singapur/Deutschland/Frankreich/Hong Kong/ Qatar 2016, Regie: Boo Junfeng
Donnerstag, 19. Oktober | 20 Uhr, Filmtheater Hasetor

In Between„, Israel/Frankreich 2016, Regie: Maysaloun Hamoud
Freitag, 20. Oktober | 17:30 Uhr, Cinema Arthouse

The War Show„, Dänemark/Syrien 2016, Regie: Andreas Dalsgaad, Obaidah Zytoon
Freitag, 20. Oktober | 20 Uhr, Lagerhalle

Hidden Photos„, Italien 2016, Regie: Davide Grotta
Freitag, 20. Oktober | 20 Uhr, Haus der Jugend

Nothing is Forgiven„, Belgien 2016, Regie: Vincent Coen, Guillaume Vandenberghe
Samstag, 21. Oktober | 15 Uhr, Haus der Jugend

Last Wish„, Armenien 2016, Regie: Armen Khachatryan
Samstag, 21. Oktober | 17:30 Uhr, Haus der Jugend

The Intruder„, Italien/Frankreich/Schweiz 2017, Regie: Leonardo di Constanzo
Samstag, 21. Oktober | 20 Uhr, Lagerhalle

Demons in Paradise„, Frankreich 2017, Regie: Jude Ratnam
Samstag, 21. Oktober | 20 Uhr, Haus der Jugend

Until the Birds Return„, Frankreich/Deutschland/Algerien 2017, Regie: Karim Moussaoui
Sonntag, 22. Oktober | 15 Uhr, Filmtheater Hasetor

Hooligan Sparrow„, China/USA 2016, Regie: Nanfu Wang
Sonntag, 22. Oktober | 15 Uhr, Cinema Arthouse