Kinderrechte rund um die Welt: Das FilmFest stellt den Wettbewerb des Filmpreises für Kinderrechte vor

 

Mit dem einfühlsamen Coming-of-Age-Film „Alba“, der iranischen Dokumentation „Starless Dreams“, dem berührenden Drama „Mellow Mud“ und dem semidokumentarischen Film „Das Land der Erleuchteten“ präsentiert das Unabhängige FilmFest Osnabrück vier Filme, die sich auf besondere Weise mit der Situation von Kindern in verschiedenen Ländern dieser Welt auseinandersetzen. Eine Jugendjury wird dabei den Gewinner des mit 2.000 Euro dotierten Filmpreises für Kinderrechte bestimmen, der vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familien der Stadt Osnabrück gestiftet wird.

Pubertätswirren, der erste Kuss und die Suche nach Freundschaft: „Alba“ ist ein bewegendes Drama über eine schüchterne Elfjährige aus Ecuador und deren Schwierigkeiten rund um das Erwachsenwerden. Die Dokumentation „Starless Dreams“ vermittelt einen nahegehenden Einblick in ein iranisches Korrektur- und Rehabilitationszentrum für junge Frauen, deren Insassinnen von ihren Sorgen und Träumen erzählen. „Mellow Mud“ ist ein ruhiges und zugleich aufwühlendes Werk über ein Geschwisterpaar in Lettland, das, nach dem Tod ihrer strengen Großmutter, alleine klarzukommen versucht und „Das Land der Erleuchteten“ zeigt den rauen Alltag afghanischer Kinder in ihrem vom Krieg schwer gekennzeichneten Heimatland.

Bei Kinderrechten handelt es sind um spezifisch auf Kinder angepasste Menschenrechte, die auf besondere Weise ihre Verletzlichkeit, ihre altersbedingten Bedürfnisse und Entwicklungsmöglichkeiten berücksichtigen. Die internationale Kinderrechtscharta gilt seit 1924, doch leider werden die Kinderrechte auch heute immer noch nicht in jedem Land befolgt. So leben Kinder überall auf der Welt in großer Armut und prekären Kriegssituationen, sie werden missbraucht, zwangsverheiratet oder zu schwerer Arbeit gezwungen. Die vier Filme, im Wettbewerb für den Preis für Kinderrechte, berichten dabei auf ehrliche und authentische Weise von den schweren Lebensumständen von Kindern in verschiedenen Ländern dieser Welt.

In Ecuador, in dem der Film „Alba“ spielt, haben Kinder und Jugendliche oftmals unter Gewalteinwirkungen zu Hause oder in der Schule zu leiden. Auch Kinderarbeit und der Handel mit Kindern kommen vor. Noch schlechter geht es jedoch den Kindern im Iran, dem Drehort des Films „Starrless Dreams“. In dem vom Krieg stark gezeichneten Land herrscht bittere Armut und Kindern wird hier keine ausreichende Bedeutung zugemessen – Viele müssen auf der Straße leben, werden vergewaltigt oder verkauft. Unter welchen Bedingungen Kinder in Afghanistan leben müssen, kann man sich in Deutschland nicht vorstellen: Sie sind umgeben von ständigen Terroranschlägen, überall lauern vergrabene Landminen, Kinderprostitution und die Ausbildung von Kindersoldaten gehören zum traurigen Alltag. Der semidokumentarische Film „Das Land der Erleuchteten“ erzählt von diesen menschenunwürdigen Verhältnissen. Das Drama „Mellow Mud“ fängt unterdessen die Kinderrechtsproblematik in Lettland ein.

Zu den einzelnen Filmen im Wettbewerb um den Filmpreis für Kinderrechte:

Donnerstag, 20. Oktober │ 17:30 Uhr, Lagerhalle
Alba

Eine schwierige Kindheit mit glücklichem Ende? Alba ist ein 11-jähriges, ruhiges Mädchen. Sie hat nicht viele Freunde und spielt meist allein. Als Albas Mutter erkrankt, kümmert sie sich rührend um diese, bis sie ins Krankenhaus gebracht werden muss. Nun soll die Elfjährige bei ihrem Vater leben, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Alba fühlt sich fremd und schämt sich für ihren Vater sowie die Gemeinsamkeiten, die sie mit ihm teilt. Eine Annäherung findet nur schwer statt und steht im Konflikt mit ihrer Aufnahme in eine Mädchenclique. Berührend erzählt Ana Cristina Barragán in ihrem Debüt-Spielfilm von der Annährung zwischen Vater und Tochter und der Gefühlswelt eines zurückhaltenden Mädchens – inmitten von Pubertät, erstem Kuss und der Suche nach Freundschaft. Dabei beeindruckt vor allem auch die Darstellung Albas durch Jungschauspielerin Macarena Arias.

Ecuador/Mexiko/Griechenland 2016, BluRay, 98 Min.
spanische Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie & Buch Ana Cristina Barragán | Kamera Simón Brauer | Schnitt Yibran Asuad, Juan Daniel Molero, Ana Cristina Barragán, José María Avilés
Darsteller Macarena Arias, Pablo Aguirre Andrade, Amaia Merino

Produktion Caleidoscopio Cine

Donnerstag, 20. Oktober │ 20 Uhr, Haus der Jugend
Starless Dreams

Die Sicherheit der Gefängnismauern: Sieben Jahre dauerte es, bis es dem Dokumentarfilmer Mehrdad Oskouei erlaubt wurde in einem iranischen Korrektur- und Rehabilitationszentrum für junge Frauen zu drehen. Mit großem Einfühlungsvermögen eröffnet der Regisseur einen Einblick in das Leben, die Ängste und Wünsche der straffällig gewordenen Mädchen. Sie alle sind Opfer von Misshandlungen in der Familie, Zwangsverheiratungen oder Drogensucht geworden und landeten letztlich wegen Drogenhandel, Diebstahl, Gewaltdelikten oder gar Mord im Jugendgefängnis. „Starless Dreams“ zeigt den Gefängnisalltag der Mädchen, die herzlich, statt kaltblütig erscheinen, miteinander lachen, sich gegenseitig trösten und Mut zusprechen. Einige von ihnen fühlen sich hinter den dicken Mauern, in der Gemeinschaft der Insassinnen, sogar besser aufgehoben, als bei ihren Familien, und fürchten sich vor dem Tag der Entlassung. Der starke Zusammenhalt der jungen Frauen ist dabei aus der bitteren Gewissheit geschmiedet, in einer Gesellschaft zu leben, welche die Unterdrückung von Frauen hinnimmt und ihnen keine wirklichen Zukunftsperspektiven eröffnet.

Iran 2016, digital, 76 Min.
persische Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie & Buch Mehrdad Oskouei | Kamera Mohammad Hadadi | Schnitt Amir Adibparvar | Musik Afshin Azizi

Produktion Oskouei Film Production | Distribution DreamLab Films, The Cinema Guild

Samstag, 22. Oktober │ 17:30 Uhr, Haus der Jugend
Mellow Mud

Die Hoffnung der in der Heimat Zurückgebliebenen: Nach dem Tod des Vaters hat die Mutter ihre beiden Kinder einfach bei der Großmutter am Rande einer lettischen Kleinstadt zurückgelassen, um nach England auszuwandern. Als die strenge, alte Frau verstirbt, sind die 17-jährige Raya und ihr kleiner Bruder Robis auf einmal auf sich allein gestellt. Sie versuchen den Tod der Großmutter zu verheimlichen, um zusammen im Haus der Familie bleiben zu können. Dabei fällt es den Geschwistern zunehmend schwerer die Lüge aufrecht zu erhalten. Regisseur Renārs Vimbas Debütfilm „Mellow Mud“ ist ein ruhiges und trotzdem aufwühlen-des Coming-of-Age-Drama über zwei Geschwister, die alles in ihrer Macht stehende tun, um das letzte bisschen Heimat und Familie, das ihnen noch geblieben ist, bewahren zu können. Trotz der erdrückenden Verantwortung verliert die entschlossene Protagonistin, des mit dem Gläsernen Bären der diesjährigen Berlinale ausgezeichneten Films, dabei aber nie ihre Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft.

Lettland 2016, BluRay, 105 Min.
lettische Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie & Buch Renārs Vimba | Kamera Arnar Thorisson | Schnitt Georgios Mavropsaridis | Musik Ēriks Ešenvalds
Darsteller Elìna Vaska, Andžejs Jānis Lilientāls, Edgars Samītis, Zane Jančevska, Ruta Birgere, Oskars Vīksne

Produktion Tasse Film Distribution Pluto Film | Distribution Pluto Film

Sonntag, 23. Oktober │ 15 Uhr, Haus der Jugend
Das Land der Erleuchteten

Die Schönheit der schroffen Gebirgslandschaften Afghanistans trifft auf die harsche Wirklichkeit von Kinder-Gangs: Über sieben Jahre lang begleitete der belgische Regisseur Pieter-Jan De Pue mit seiner Kamera sowohl Kinder als auch US-Soldaten in Afghanistan. Der früher als Fotograf für Hilfsorganisationen und Magazine tätige Regisseur fängt dabei in bestechenden Bildern den harschen Alltag von Kinder-Gangs ein, die vor allem der Traum vom Abzug der amerikanischen Truppen aus ihrem Land eint. Eine Gruppe von Jungen des Kuchi-Stammes gräbt alte Sowjet-Sprengkörper aus und verkauft diese an andere Kinder weiter, die in einer Lapislazuli-Mine arbeiten müssen. Die blauen Edelsteine und Opium werden von Karawanen durch die engen Pässe des Pamir-Gebirges geschmuggelt, die wiederum von der bewaffneten Kinder-Gang streng kontrolliert werden. De Pues semidokumentarischer Film verbindet einzigartige poetische Landschaftsaufnahmen mit der verstörend-harten Wirklichkeit afghanischer Kinder, die mit Entschlossenheit und Einfallsreichtum in einem vom Krieg schwer gezeichneten Land um ihr Überleben kämpfen.

Afghanistan/Belgien/Deutschland/Irland/Niederlande 2016, BluRay, 87 Min.
Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie & Kamera Pieter-Jan De Pue | Buch Pieter-Jan De Pue, David Dusa | Schnitt David Dusa, Stijn Deconicnk | Musik Denis Clohessy

Produktion Savage Film, Fastnet Films, Gebrüder Beetz, Filmproduktion Köln GmbH & Co. KG, Submarine, Eyeworks, ZDF, Canvas, Ikon | Distribution Films Boutique

31. Unabhängiges FilmFest Osnabrück: 19. – 23. Oktober 2016

Filmpreis für Kinderrechte:

Donnerstag, 20. Oktober │ 17:30 Uhr, Lagerhalle Osnabrück
Alba

Donnerstag, 20. Oktober │ 20 Uhr, Haus der Jugend
Starless Dreams

Samstag, 22. Oktober │ 17:30 Uhr, Haus der Jugend
Mellow Mud

Sonntag, 23. Oktober │ 15 Uhr, Haus der Jugend
Das Land der Erleuchteten

 

Foto: Szenenbild „Starless Dreams“ (DreamLab Films)