Kosmonauten, Chauffeurinnen und Schamanen – die Magie des lateinamerikanischen Kinos

Das Unabhängige FilmFest bietet vom 18. bis zum 20. Oktober fünf Filme aus Lateinamerika an. Die Reise durch die Filmlandschaft führt dabei unter anderem nach Kuba, Brasilien und Paraguay.

 

Der ehemalige Kosmonaut Sergej Krikaljow blickt auf eine Erfahrung zurück, die kein anderer Mensch je wird teilen können. Im Mai 1991 flog er auf die Raumstation Mir. Während seiner Abwesenheit wurde Boris Jelzin zum Präsidenten gewählt, die Sowjetunion zerbrach. Als Krikaljow auf die Erde zurückkehrte, war er kein Sowjetbürger mehr, sondern Russe. Zwischen Start und Landung lag eine Zeit des Bangens und der Ungewissheit. Im Spielfilm „Sergio & Sergei“ des kubanischen Regisseurs Ernesto Daranas findet er Trost und Unterstützung durch einen kubanischen Funkamateur.

 

Der französisch-schweizer Regisseur Georges Gachot hegt eine leidenschaftliche Vorliebe für die brasilianische Musikrichtung Bossa Nova. Sein größter Wunsch: einmal ihrem Erfinder João Gilberto zu begegnen, ihn womöglich spielen zu hören. Doch der mittlerweile 87-Jährige hat sich vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, hält sich regelrecht versteckt. Gachot machte sich auf die Suche, bereiste Brasilien und dokumentierte seine Bemühungen mit der Kamera. Das Ergebnis ist der Film „Wo bist du, João Gilberto?“.

 

Luiz Bolognesi erzählt in seinem Film „Ex-Shaman“ vom Leben des ehemaligen Shamanen Perpera und zugleich vom Verlust der Identität eines indigenen Stammes im Amazonasgebiet. Das Straßenbauprojekt Transamazônica zwang die Eingeborenen 1969, ihre Lebensweise umzustellen. Der Kapitalismus und missionierende christliche Kirchen hielten Einzug – und mit ihnen Alkoholismus, Gewalt und Krankheiten.

 

Gleich mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm machte Marcelo Martinessi international Furore. In „Die Erbinnen“, nach eigenem Drehbuch inszeniert, stürzt er zwei Lebensgefährtinnen aus Asunción, Paraguay, in eine Krise. Ein ererbtes Vermögen hatte beiden ein unbeschwertes Leben ermöglicht. Als es aufgebraucht ist, sehen sie sich mit bitteren Realitäten konfrontiert. Gleich der erste Schlag trifft hart: Die lebensfrohe Chiquita muss wegen Betruges ins Gefängnis. Für die stillere Chela, die eher zurückgezogen lebte und sich ihrer Malerei widmete, bricht eine Welt zusammen.

 

Die kolumbianisch-ecuadorianische Malerin und Comic-Autorin Power Paola alias Paola Silguero verdankt ihre Existenz einem Virus. Dem „Virus Tropical“. So lautete jedenfalls die Diagnose des Arztes. Denn eigentlich hätte Paolas Mutter gar nicht schwanger werden können. Sie hatte sich sterilisieren lassen. Magischer Realismus – direkt aus dem Leben gegriffen. Paolas Dasein begann also wundersam, und es sollte noch viele Wendungen bereithalten. Als Erwachsene verarbeitete Silguero unter dem Künstlernamen Power Paola ihre Biografie zu Comic-Erzählungen, die sie zunächst im Internet veröffentlichte. Mit zunehmendem Erfolg: sie wurden gedruckt und schließlich von Santiago Caicedo verfilmt. Natürlich als Animationsfilm, zu dem Power Paola selbst Entwürfe beisteuerte.

 

Das Programm des 33. Unabhängigen FilmFest Osnabrück: hier!

 

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