Die Preisverleihung des ffos19

  • Vier Filmpreise beim 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück vergeben – Preissumme gegenüber dem Vorjahr erhöht.
  • Der Gewinner des Friedensfilmpreises Osnabrück 2019 heißt „Lovemobil“.
  • Die Jury des Filmpreises für Kinderrechte entschied sich für „Balangiga: Howling Wilderness“.
  • Das Publikum wählte „Nicht im Traum“ zum besten Kurzfilm des Festivals.
  • Als bester studentischer Kurzfilm wurde „Delivery Sevice“ prämiert.

 

Missstände und Menschlichkeit im Blick der Kamera

In diesem Jahr standen vier Dokumentar- und vier Spielfilme im Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück. Darunter Produktionen aus der Türkei, Kanada und Thailand. Die Preissumme in Höhe von 15.000 Euro geht an die Regisseurin, Produzentin und Cutterin Elke Margarete Lehrenkrauss für ihren Wettbewerbsbeitrag „Lovemobil“. Die freischaffende Filmemacherin und Videokünstlerin ist Absolventin der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) und war cast & cut-Stipendiatin der nordmedia in Hannover. Nahe ihrer niedersächsischen Heimatstadt Gifhorn fand sie das Thema und die Protagonistinnen ihres Dokumentarfilms über Sexarbeiterinnen, die ihrem Beruf in Campern und Wohnmobilen am Rande einsamer Landstraßen nachgehen.
Über die Preisvergabe entschieden der Filmproduzent Mike Beilfuß, die Filmwissenschaftlerin Masha Matzke und die Medienwissenschaftlerin und Kinobetreiberin Wiebke Thomsen. In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: „Beeindruckend gelingt es Elke Margarete Lehrenkrauss, jenen Frauen, die aufgrund ökonomischer Zwänge in diese entmenschlichte und funktionale Existenz gedrängt wurden, durch komplexe Portraits ihre Menschlichkeit zurückzugeben, indem sie von ihren individuellen Geschichten, Wünschen und Hoffnungen würdevoll und empathisch erzählt. Wir sind froh, Lovemobil als zutiefst humanen Film mit dem Friedensfilmpreis Osnabrück auszeichnen zu dürfen!“
Der Friedenfilmpreis Osnabrück wird gestiftet von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, die in diesem Jahr die Preissumme von vormals 12.500 Euro auf 15.000 Euro erhöht hatte. Elke Margarete Lehrenkrauss nahm ihre Preisurkunde aus den Händen von Gerrit Sievert, Mitglied im Kuratorium der Sievert Stiftung, entgegen.

 

Filmpreis für Kinderrechte für philippinisches Jugenddrama

Insgesamt wurden im Rahmen der von Anna Ramskogler-Witt moderierten Verleihung am 20. Oktober in der Osnabrücker Lagerhalle Preise mit einer Gesamtsumme von 19.000 Euro vergeben. Nach dreitägigen Sichtungen und intensiven Diskussionen kürte eine Schülerjury das Jugenddrama „Balangiga: Howling Wilderness“ des vielfach preisgekrönten philippinischen Regisseurs Khavn alias Khavn de la Cruz zum Gewinner des Filmpreises für Kinderrechte. Die vom Kinderhilfswerk Terre des Hommes begleitete Jury aus Osnabrücker Schülern hob die Aktualität der im Jahr 1901 angesiedelten Geschichte hervor und erkannte deutliche Bezüge zu „Flüchtlingspolitik und den Kriegen im Nahen Osten“. Der Filmpreis für Kinderrechte wird gestiftet von der Stadt Osnabrück und ist mit 2.000 Euro dotiert. Überreicht wurde er in Anwesenheit der Jurymitglieder von der Osnabrücker Kulturausschussvorsitzenden, Ratsmitglied Brigitte Neumann.

 

Die Kunst der kurzen Form

Über die beste Kurzfilmeinreichung bestimmt in Osnabrück traditionell das Publikum. Unter 51 aufgeführten Kurzfilmen fiel die Wahl auf „Nicht im Traum“ von Astrid Menzel. In diesem Jahr einer von mehreren Beiträgen junger Filmschaffender, die sich dem Leben im Alter widmen. Astrid Menzel ist gebürtige Hamburgerin und absolvierte ein Regiestudium in Lissabon an der Escola Superior de Teatro e Cinema. „Nicht im Traum“ wurde von der niedersächsisch-bremischen Nordmedia gefördert. Der Publikumspreis wird vom Studierendenrat der Universität Osnabrück gestiftet und ist mit 500 Euro ausgestattet.
Auch beim Kurzfilmpreis des Unabhängigen FilmFests Osnabrück ist die Universität Osnabrück eingebunden. Die Vorauswahl trafen Studierende im Rahmen eines Seminars am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft. Gesondert wählte eine studentische Jury aus diesem Kontingent den Gewinner: „Delivery Sevice“ die Regisseurin Elena Koptseva erhielt den Preis aus den Händen von Jörg-Markus zur Oven, stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks Osnabrück, das als Preisstifter 1.500 Euro zur Verfügung stellt.
Während des Festivals gelangten zwischen dem 16. und 20. Oktober 34 Lang- und 51 Kurzfilme auf die Leinwand. Begleitveranstaltungen ergänzten das Programm. Zahlreiche Filmschaffende waren zu den Aufführungen angereist.

 

Bilanz der Festivalleiterin

In einem ersten Rückblick stellt Festivalleiterin Julia Scheck die hohe Zahl dokumentarischer Filme unter den diesjährigen Einreichungen heraus. „Die komplexen Probleme unserer Gesellschaften liefern eine Vielfalt an Themen. Nicht nur in Deutschland stellen die Filmschaffenden kritische Fragen. Sie regen zu lebhaften Diskussionen an, das durften wir an den Festivaltagen unmittelbar erleben.“ Mit dem Publikumszuspruch zeigt sich Scheck mehr als zufrieden. „Den späteren Friedensfilmpreis-Gewinner ‚Lovemobil‘ sahen allein bei der Eröffnung über 200 Besucherinnen und Besucher.“

 

Das 35. Unabhängige FilmFest Osnabrück findet vom 21. – 25. Oktober 2020 statt.