„No Land’s Song“ von Ayat Najafi gewinnt Friedensfilmpreis Osnabrück
„No Land’s Song“ von Ayat Najafi gewinnt Friedensfilmpreis Osnabrück
„Niemandskind“ von Vuk Ršumović gewinnt Publikumspreis und Filmpreis für Kinderrechte auf dem 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück
Der deutsch-französische Dokumentarfilm „No Land’s Song“ von Ayat Najafi über eine iranische Musikerin, die trotz offiziellem Gesangsverbot unerschrocken für das Recht der weiblichen Stimme im Iran kämpft, gewinnt den Friedensfilmpreis der Stadt Osnabrück, der mit 10.000 Euro dotiert ist und von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gestiftet wird. Im Rahmen der Preisverleihung des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück haben Regisseur Ayat Najafi und Produzent Gunther Hanfgarn heute den Friedensfilmpreis in der Lagerhalle Osnabrück entgegen genommen. „No Land’s Song erschöpft sich nicht in der teilweise mit investigativer Schärfe vorgetragenen Analyse eines repressiven Systems, sondern weiß auch um die große integrative und unmittelbare emotionale Kraft der Musik, die uns an mehr als einer Stelle zu Tränen gerührt hat“, heißt es in der Begründung der Jury für den Friedensfilmpreis Osnabrück, die sich aus der Filmemacherin Roswitha Ziegler, der Festivalleiterin Silke Räbiger und dem Filmjournalisten Joachim Kurz zusammensetzt. „Sie bringt die Augen der Musikerinnen zum Leuchten, sie erzählt von Schmerz, Unterdrückung, Hoffnung, Aufbruch und Freiheit.“ Die Jury versteht die Auszeichnung für „No Land’s Song“ ausdrücklich als „Ermutigung, mit der Kraft der Kunst und insbesondere der Musik Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Kulturen, Völkern und Religionen.“ Ayat Najafis „No Land’s Song“ soll Anfang 2016 offiziell in den deutschen Kinos gestartet werden.
Gleich zwei Preise des Unabhängigen FilmFest Osnabrück gehen an die serbisch-kroatische Koproduktion „Niemandskind“ von Vuk Ršumović: Die dramatische Geschichte eines „Wolfskindes“ vor dem Hintergrund des jugoslawischen Bürgerkrieges erhält sowohl den mit 2.500 Euro dotierten, von den Stadtwerken Osnabrück gestifteten Publikumspreis des Festivals als auch den mit 2.000 Euro dotierten Filmpreis für Kinderrechte, der von einer Jugend-Jury vergeben wird und vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familien der Stadt Osnabrück gestiftet wird. „Die Filme des Wettbewerbs um den Filmpreis für Kinderrechte haben uns ganz unterschiedlich junge Menschen an verschiedenen Orten der Welt nahe gebracht. Die Wahl des Gewinners ist uns nicht leicht gefallen, und wir haben sehr lange diskutiert“, heißt es in der Begründung der Jury aus fünf Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. „Wir zeichnen Niemandskind von Vuk Ršumović mit dem Filmpreis für Kinderrechte aus, weil der Film äußerst eindringlich und düster, aber auf großartige Weise das Recht jedes Kindes auf Familie, Nahrung, Kleidung und Bildung verdeutlicht.“ Produzent Mirko Bojovic nahm die beiden Preise für „Niemandskind“ persönlich entgegen.
Der Preis für den besten Kurzfilm, dotiert mit 500 Euro und gestiftet vom Studierendenrat der Universität Osnabrück, geht an „Gerry’s Garden“ aus Großbritannien. Die Kurzkomödie des Nachwuchsregisseurs Jobie Nam lässt einen Streit zwischen Hund und Katze von Menschen austragen. „Ich danke allen Festivalbesuchern, die für meinen Film gestimmt haben, und hoffe, das FilmFest Osnabrück im nächsten Jahr besuchen zu können“, sagte Regisseur Jobie Nam in einer Videobotschaft auf der Preisverleihung des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück, das nach einer ersten Schätzung seine Besucherzahl aus dem Vorjahr mit 6.000 Zuschauern erneut erreicht hat.
Die Gewinner des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück:
Friedensfilmpreis Osnabrück
dotiert mit 10.000 Euro, gestiftet von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur
„No Land’s Song“ (Regie: Ayat Najafi)
Jurybegründung:
Eine Frau hat einen Traum: Sie träumt davon, dass in ihrem Land Frauen wieder eine Stimme bekommen. Was sich zunächst ganz abstrakt anhört, meint Sarah Najafi sehr konkret: Sie möchte in ihrer Heimat, dem Iran, endlich wieder weibliche Solistinnen auf die Bühne bringen, Sängerinnen, die an die Traditionen der Königin der persischen Musik Qamar-ol-Moluk Vaziri anknüpfen. Nur: Seit der islamischen Revolution im Jahre 1979 ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Sarah Najafi wagt diesen scheinbar aussichtslosen Kampf trotzdem und nimmt Verbindungen auf zu französischen Musikerinnen, die willens sind, sie auf ihrem steinigen Weg zu begleiten.
Ayat Najafi hat dieses Ringen seiner Schwester mit einem autoritären und fundamentalistischen Regime mit der Kamera begleitet. Er zeigt ihren tagtäglichen Kampf mit Ministerialbeamten, mit Glaubenswächtern und anderen Repräsentanten des Regimes und demaskiert die ganze Absurdität der verqueren Argumentation einer rigiden Gesellschaft. Doch No Land’s Song erschöpft sich nicht in der teilweise mit investigativer Schärfe vorgetragenen Analyse eines repressiven Systems, sondern weiß auch um die große integrative und unmittelbare emotionale Kraft der Musik, die uns an mehr als einer Stelle zu Tränen gerührt hat. Sie bringt die Augen der Musikerinnen zum Leuchten, sie erzählt von Schmerz, Unterdrückung, Hoffnung, Aufbruch und Freiheit. Musik ist so etwas wie das unsichtbare Zentrum dieses Film, sein Kraftfeld und seine Antriebsquelle – und durch Sarah Najafi und ihre Mitstreiter erwacht diese Musik nicht nur zu neuem Leben und erhält eine Stimme, sondern bekommt auch ein Gesicht. Eines, das man so schnell nicht mehr vergisst.
Wir wollen diesen Preis, den wir heute Abend an No Land’s Song vergeben, ausdrücklich auch als das verstanden wissen, was der Film neben all seinen erzählerischen, formalen und vor allem musikalischen Qualitäten auch ist: Als Ermutigung, mit der Kraft der Kunst und insbesondere der Musik Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Kulturen, Völkern und Religionen. Die Kraft, die von diesen Begegnungen ausgeht, sind eine Inspiration und ein Ansporn, ja eine Aufforderung auch an uns, es Sarah Najafi in gewisser Weise gleich zu tun. Zwar haben wir nicht gegen ein autokratisches Regime anzukämpfen, aber doch immer wieder gegen Vorurteile, Hass und Angst vor dem Fremden, wie die derzeitige Situation immer wieder verdeutlicht. No Land’s Song zeigt uns auch, wie bereichernd künstlerische Begegnungen auf Augenhöhe sein und welche großartigen Werke draus entstehen können. Es wäre zu wünschen, dass wir aus diesem Film unsere Lektion lernen.
Die Jury: Roswitha Ziegler, Silke Räbiger, Joachim Kurz
Publikumspreis des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück
dotiert mit 2.500 Euro, gestiftet von den Stadtwerken Osnabrück
„Niemandskind – No One`s Child“ (Originaltitel: NiČije Dete, Regie: Vuk Ršumović)
Filmpreis für Kinderrechte
dotiert mit 2.000 Euro, gestiftet vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familien der Stadt Osnabrück
„Niemandskind – No One`s Child“ (Originaltitel: NiČije Dete, Regie: Vuk Ršumović)
Jury: Adrian Kos, Jakob Kos, Jonas Gerhards, Almut Ruhlhof, Dalia Padilla Bohl, Thomas Piecha
Jurybegründung:
Wir haben bei unserer Wahl des Gewinnerfilms darauf geachtet, dass der Kinderrechtsaspekt filmtechnisch gut umgesetzt und dem Zuschauer nahe gebracht wird. Die Entscheidung fiel uns dabei nicht leicht, da mehr als ein Film diesen Preis verdient hätte. Wir haben uns schweren Herzens gegen die wundervollen Bilder von „Die Melodie des Meeres“ entschieden und für die sehr kraftvolle Inszenierung des Gewinnerfilms, der durch seine eindringliche und düstere Weise sehr gut darstellt, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung, Familie, Sicherheit, Kleidung und Nahrung hat. Deshalb ist unser Gewinner des Filmpreises für Kinderrechte „Niemandskind“.
Preis für den besten Kurzfilm
Dotiert mit 500 Euro, gestiftet vom Studierendenrat der Universität Osnabrück
Preisträger: „Gerry’s Garten“ (Originaltitel: Gerry´s Garden, Regisseur: Jobie Nam)