Open-Air-Kinopreview „Ellbogen“
Film und Gespräch: Am Dienstag, den 13. August um 21 Uhr zeigen wir gemeinsam mit dem Museumsquartier in einer Kinopreview „Ellbogen“ von Aslı Özarslan in der Reihe „We against silencing – Wir müssen über Widerstand sprechen“. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir.
Im Anschluss findet ein Filmgespräch mit Darstellerin Asya Utku (Gül) statt.
Die junge Deutsch-Türkin Hazal lebt in Berlin und wünscht sich nichts Sehnlicheres als einen Ausbildungsplatz. Doch nie scheint sie gut genug zu sein, stattdessen gibt es nur Absagen oder es werden ihr Praktika angeboten. Sie tritt auf der Stelle. Von ihrer Mutter erfährt sie nur wenig Wärme. Die Einzige, die sie ein bisschen zu verstehen scheint, ist ihre Tante.
Zu ihrem 18. Geburtstag möchte sie für einen Abend den ganzen Frust loslassen, doch als sie und ihre Freundinnen auch an der Clubtür abgewiesen werden, scheint der Abend ein abruptes Ende gefunden zu haben. In einer U-Bahnstation wird Hazal von einem Studenten belästigt. Die Situation schaukelt sich hoch mit fatalen Folgen. Kurzerhand flieht Hazal daraufhin nach Istanbul. Doch auch hier ist sie fremd. Auf sich allein gestellt versucht sie Halt zu finden, doch die Gefahr, von ihrer Tat eingeholt zu werden, sitzt ihr tief im Nacken.
Der Roman „Ellbogen“ erschien 2017 und erntete viele lobende Kritiken. Mit den Worten: „Ein warmherziger und wilder Debütroman.“, wurde er im Deutschlandfunk von Literaturkritikerin und Autorin Ute Wegmann rezensiert. Nun folgt im September dieses Jahres der Kinostart in Deutschland. Weltpremiere feierte der Film bereits im Februar auf der 74. Berlinale.
„Ellbogen“ erzählt von dem Schwimmen zwischen den Welten. In Berlin wie in Istanbul ist Hazal die Fremde. Wie der Wasserstrahl im Waschbecken zu Beginn des Films nie vollständig den Abfluss trifft, scheint auch Hazal nirgendwo hinzugehören. Dabei ist es nicht so, dass sie es nicht versuchen würde. Doch immer wieder stößt sie auf Widerstände: In der Ausbildung, zu Hause, an der Clubtür. Als wollte sie die ganze Welt nicht. Die Heimatlosigkeit und Hazals Suche nach irgendeiner Form der Identität geht tief unter die Haut und langsam schleicht sich die Erkenntnis in die Köpfe der Zuschauenden, dass Hazal kein Einzelfall ist. Eine junge Generation, die von den tausend Möglichkeiten unserer Welt ausgeschlossen ist und nicht weiterkommt, bis es unweigerlich knallt. Der Film nimmt Hazal und ihre Tat nicht in Schutz, doch er erlaubt sich, einmal genauer hinzusehen. Hier schlagen nicht nur Kulturen, sondern auch verschiedene Vorstellungen von Jugend und Freiheit aufeinander und schaffen damit einen tiefen Blick in die Seele einer jungen Frau mitten unter uns.
Die Regisseurin Aslı Özarslan setzt sich in ihren Arbeiten intensiv mit sozialen und kulturellen Identitäten auseinander. Der Dokumentarfilm „Dil Leyla“ erfuhr nationale und internationale Aufmerksamkeit und wurde mehrfach ausgezeichnet. Ihr Spielfilmdebüt „Ellbogen“ (2024) hatte seine Weltpremiere auf der 74. Berlinale und kommt im Herbst 2024 in die Kinos.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Einlass ist ab 20:15 Uhr, FSK: 12 Jahre Der Veranstaltungsort ist mit dem Rollstuhl erreichbar. Bei schlechtem Wetter findet die Filmvorführung im Veranstaltungssaal statt.
Veranstaltungsdetails: Film & Gespräch
„Ellbogen“
Deutschland, Türkei 2024, 86’, deutsch-türkische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Regie Aslı Özarslan Romanvorlage Fatma Aydemir Drehbuch Claudia Schaefer, Aslı Özarslan (Co-Autorin) Kamera Andaç Karabeyoğlu-Thomas
Schnitt Ana Branea, David J. Achilles Ton David Almeida-Ribeiro, Andreas Radzuweit Musik Délphine Mantoulet
Darstellende Melia Kara, Jamilah Bagdach, Asya Utku, Nurgül Ayduran, Doğa Gürer u.a.
Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Filmgespräch mit Darstellerin Asya Utku (Gül) statt.
Termin: 13.08.2024
Beginn: 21 Uhr
Einlass: ab 20.15 Uhr
Eintritt: frei
Ort: Museumsgarten des Museumsquartiers Osnabrück, Lotter Str. 2, 49078 Osnabrück
Wir empfehlen die Mitnahme von Picknickdecken. Der Veranstaltungsort ist mit Rollstuhl zu erreichen. Bei schlechtem Wetter findet die Filmvorführung im Veranstaltungssaal des Museums statt. Die Buchhandlung „Zur Heide“ ist mit einem Büchertisch dabei.
Die Reihe We against silencing – Wir müssen über Widerstand sprechen reagiert auch in 2024 auf die Ausstellung „#nichtmuedewerden – Felix Nussbaum und künstlerischer Widerstand heute“ und widmet sich weiteren wichtigen Fragen der heutigen Zeit: Wer leistet Widerstand, wie manifestiert er sich und wogegen richtet er sich? Welche Auswirkungen hat Widerstand auf diejenigen, die sich widersetzen? Wie stehen Macht und Widerstand in Verbindung? Thematisch setzt sie Impulse für eine gerechtere Zukunft und stellt die Frage, wie eine Welt gestaltet werden kann, in der alle Menschen sicher, gleichberechtigt und unversehrt leben können.