Pressekonferenz des 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück

Auf einer Pressekonferenz in der Lagerhalle wurde das Programm des 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück (16.-20. Oktober 2019) offiziell präsentiert. Festivalleiterin Julia Scheck informierte über Wettbewerbe, Sektionen, Themenschwerpunkte sowie die Gäste des diesjährigen Festivals. Zu Gast war anwesend der Pressesprecher des Kinderhilfswerks terre des hommes Deutschland e. V., Wolf-Christian Ramm.

 

Das 34. Unabhängige FilmFest Osnabrück

 

Im 34. Jahr seines Bestehens umfasst das Programm des Festivals 38 Lang- sowie 51 Kurzfilme. Insgesamt erreichten über 1.050 Einreichungen das Festivalteam. Während des Festivals werden jeweils drei Welt- zwei Europa- und acht Deutschlandpremieren gefeiert. In vier Wettbewerben und sechs Sektionen bildet das Unabhängige FilmFest Osnabrück eine große Bandbreite des internationalen Independent- und Arthouse-Kinos ab.

 

Preise, Stifter, Jurys

 

Auf dem Unabhängigen FilmFest Osnabrück werden 2019 vier Preise vergeben. Eine Jugendjury aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück wählt den Filmpreis für Kinderrechte. In dieser Sektion laufen Filme, die sich auf besondere Art mit der Situation von Kindern und ihren Rechten in der Welt auseinandersetzen. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird von der Stadt Osnabrück gestiftet. Der Kurzfilmpreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück zeichnet eine explizit studentische Arbeit aus und wird von einer Jury vergeben, die aus Studierenden der Universität und Hochschule besteht. Unterstützt wird die Jury von der Filmemacherin und Komponistin Brenda Lien („Call-of“-Trilogie). Den Preis, dotiert mit 1.500 Euro, stiftet das Studentenwerk Osnabrück bereits zum dritten Mal. Der Geschäftsführer des Studentenwerks Osnabrück, Stefan Kobilke zur Preisstiftung und zum Engagement: „Mit dem vom Studentenwerk gestifteten Kurzfilmpreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück wollen wir junge Filmemacher ermutigen, sich mit ihren Themen in den öffentlichen Diskurs einzumischen. Der Kurzfilm ist einerseits ein Lehrstück, also ein Studentenfilm. Andererseits bietet er als eigenständiges Genre vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten, die künstlerisch und erzählerisch in einem intensiven Diskurs mit der Öffentlichkeit stehen können. Diesen gestalterischen und öffentlichen Prozess bei den Filmemacher*innen möchte das Studentenwerk Osnabrück unterstützen und würdigen.“

 

Darüber hinaus darf traditionell auch das Publikum entscheiden: Mittels Abstimmung via Stimmkarte wird der Träger des Publikumspreises für den besten Kurzfilm auserkoren. Der Friedensfilmpreis Osnabrück ist dank der Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur mit 15.000 Euro dotiert.

 

Der Preis wurde in diesem Jahr um 2.500 Euro erhöht und stellt damit den am höchsten dotierten Filmpreis zum Thema Frieden in der bundesdeutschen Filmfestivallandschaft dar. In diesem Jahr besteht die Friedensfilmpreis Jury aus der Filmkuratorin und Künstlerin Masha Matzke aus Berlin, der Kinobetreiberin Wiebke Thomsen aus Hannover und dem Bremer Filmproduzenten Mike Beilfuß.

 

Mit Kinderblick auf die Welt, Raum für die dokumentarische Form, norddeutsche Filme und ausgezeichnetes Arthouse-Kino

 

Thematisch lassen sich auf dem diesjährigen Festival einige Muster ausmachen: Beeinflusst von aktuellen politischen Ereignissen und gesellschaftlichen Entwicklungen, nehmen viele Filmemacherinnen und Filmemacher die Perspektive von Kindern und jungen Menschen ein. Wie der finnische Beitrag GÖTTER VON MOLENBEEK der Regisseurin Reetta Huhtanen. Ein Essayfilm über die Freunde Aatos und Amine, die im berüchtigten Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufwachsen und mit ihrer kindlichen Neugierde Fragen zu den ganz großen Themen des Lebens stellen: zum Leben, zum Tod, zu mythischen Göttern, und den Religionen. Ein besonders beeindruckender Beitrag ist der halbdokumentarische Film BY THE NAME OF TANIA der Filmemacherinnen Bénédicte Liénard und Mary Jiménez über Zwangsprostitution von Mädchen und Frauen in den Minengebieten Perus. Viele Filme dieser Festivalausgabe erzählen von starken, einfallsreichen, klugen jungen Menschen, die ihre Ausgangslage nicht als gegeben akzeptieren und die Veränderung der Umstände selbst in die Hand nehmen.

 

„Zeitkritisches, sozial engagiertes Kino ist traditionell einer der Schwerpunkte des Unabhängigen FilmFest Osnabrück. In diesem Jahr sind Dokumentarfilme besonders stark vertreten. Das Unabhängige FilmFest Osnabrück ist das einzige Festival in der niedersächsischen Filmfestivalszene, das dem engagierten Dokumentarfilm so viel Raum zur Entfaltung und eine Plattform bietet“, so Julia Scheck während der Pressekonferenz. Die diesjährigen Dokumentarfilme führen u. a. in ANOTE’S ARK von Matthieu Rytz in den Inselstaat Kiribati, der im Meer zu versinken droht, fragen nach den Folgen rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland, wie in Mala Reinhardts DER ZWEITE ANSCHLAG und begleiten über lange Zeit den Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin in MIT STARKER STIMME von Cornelia Schlemmer und Stefanie Trambow. Außerdem porträtieren sie die letzte Wildbienenzüchterin Europas und ihr Leben im Einklang mit der Natur wie in LAND DES HONIGS von dem nordmazedonischen Regieduo Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska.

 

Auch drei Produktionen aus Norddeutschland lassen in diesem Jahr von sich reden: MARINA von Julia Roesler erzählt von einer rumänischen Pflegerin, die sich um alte Menschen in Deutschland kümmert. Schonungslos und in allen Details berichtet sie von der 24-Stunden-Betreuung. Marinas Erzählungen sind eine Kompilation aus Berichten mehrerer Frauen über ihren Alltag und ihre Arbeit in deutschen Privathaushalten. Marina spricht stellvertretend für viele osteuropäische Arbeitsmigrantinnen, ohne die das deutsche Pflegesystem zusammenbrechen würde. MARINA gegenüber steht die Perspektive eines alten Ehepaares, gespielt von Ulrich Voß und Monika Lennartz, im Kurzfilm der Bremerin Astrid Menzel. In NICHT IM TRAUM müssen sich die beiden nämlich eingestehen, dass es ohne Hilfe immer schwieriger wird, den Alltag zu bewältigen. Der Kurzfilm basiert auf Menzels Großeltern und ihrem Umgang mit dem Älterwerden. Produziert wurde der Kurzfilm von dem Bremer Produzenten Mike Beilfuß, der in diesem Jahr der Friedensfilmpreis Jury angehört. MARINA und NICHT IM TRAUM sind, genauso wie der diesjährige Eröffnungsfilm LOVEMOBIL von Elke Margarete Lehrenkrauss, drei Filme von Frauen aus Norddeutschland und von der nordmedia geförderte Produktionen. Die Filme sind gute Beispiele für aktuelle norddeutsche Produktionen und für die Filmszene in Niedersachsen und Bremen.

 

Neben dem großen Angebot an Dokumentationen zeigt das FilmFest Osnabrück auch ausgezeichnetes Arthouse-Kino: Gewinnerfilme der europäischen Festivalszene, Publikums- und Jurylieblinge der großen Festivals und nominierte Beträge z. B. im Wettbewerb um den europäischen Filmpreis. Darunter findet sich u. a. der Jurypreis Gewinner der Internationalen Filmfestspiele von Cannes LES MISÉRABLES von Ladj Ly und der Cannes-Wettbewerbsbeitrag IT MUST BE HEAVEN des palästinensischen Filmemachers Elia Suleiman. Andere Beispiele sind die visuell beeindruckenden Beiträge MANTA RAY aus Thailand, ebenfalls im Wettbewerb um den Friedensfilmpreis, der Beitrag ROJO über das Argentinien der 1970er Jahre, in der Sektion Vistas Latinas vom jungen Ausnahmetalent Benjamín Naishtat und Peter Stricklands IN FABRIC aus der Reihe FilmFest Extrem, über ein mörderisches rotes Kleid. Eine Augenweide für Liebhaberinnen und Liebhaber des Horrorfilms. Oder der Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale: der Spielfilm GOTT EXISTIERT, IHR NAME IST PETRUNYA der Regisseurin Teona Strugar Mitevska.

 

Gäste des 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück

 

Auch in diesem Jahr erwartet das FilmFest Osnabrück Gäste aus aller Welt. Zur Eröffnung wird unter anderem die Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss mit ihrem Dokumentarfilm LOVEMOBIL erwartet. Es kommen die Protagonisten der Vistas-Latinas-Beiträge FIREFLIES und DISPAROS, Arash Marandi und Jair Cabrera, Drehbuchautorin Stefanie Trambow (MIT STARKER STIMME), die Regisseurinnen Britta Schoening (#WIDERSTAND) und Mala Reinhardt (DER ZWEITE ANSCHLAG). Für das Osnabrücker Publikum bekannte Gesichter, wie die Regisseurin Sophie Linnenbaum darf das FilmFest begrüßen. Insgesamt werden rund fünfzig Gäste zum FilmFest Osnabrück erwartet.

 

Eine aktuelle Gästeliste finden Sie hier als Download

 

Unabhängiges FilmFest Osnabrück

 

Seit über 30 Jahren ist das Unabhängige FilmFest eine etablierte Plattform für sozial engagierte und ästhetisch innovative Filmkultur in Osnabrück und in Niedersachsen. An der Schnittstelle zwischen Politik, Film und Ästhetik fühlt sich das FilmFest am wohlsten und bringt jährlich an fünf Tagen im Oktober unabhängig produziertes Kino aus aller Welt in die Friedensstadt Osnabrück. 2019 feiert das Unabhängige FilmFest Osnabrück zwischen dem 16. und 20. Oktober seine 34. Festivalausgabe.

 

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