Three Windows and a Hanging

 

(Tri Dritare dhe një Varje)

Angesiedelt in einer idyllischen Gebirgsenklave im Kosovo wirft das nuancierte Drama einen kritischen Blick auf eine patriarchale Dorfkultur, die durch das unterdrückte Wissen über Vergewaltigungen im Dorf aus den Fugen gerät. Im ländlichen Kosovo bringt eine vergewaltigte Frau Schande über das ganze Dorf. Die Opfer sprechen nicht einmal mit Verwandten darüber. Die Lehrerin  Lusche widersetzt sich dieser Unmenschlichkeit. Anonym erzählt  sie ihre Geschichte einer Journalistin. Der Bürgermeister stellt die Alleinerziehende als anonyme Quelle des Zeitungsartikels vor der hartherzigen und archaischen Dorfgemeinschaft bloß und liefert sie damit dem Zorn und Unmut vor allem der männlichen Dorfbewohner aus. Und so zeichnet das Drama am Beispiel des Mikrokosmos Dorf die innere Zerrissenheit eines Landes, über Tabus sprechen zu wollen und nicht zu können.

Isa Qosja erlangte mit seinen kritischen Filmen wie „Proka“ (1984), und zuletzt „Kukumi“ (2005) internationale Aufmerksamkeit. „Three Windows and a Hanging“ ist für Kosovo eine kleine Sensation: Es ist die erste Einreichung in der Geschichte des Landes für den fremdsprachigen Oscar. Die Auswahl des Films zeigt die wachsende Bereitschaft des Landes zur Vergangenheitsbewältigung.

 

Freitag, 9. Oktober │ 17:30 Uhr, Filmtheater Hasetor

Kosovo/Deutschland 2014, DCP, 80 Min. │ Originalfassung mit englischen Untertiteln

Regie Isa Qosja │ Buch Zymber Kelmendi │ Kamera Gökhan Tiryaki │ Schnitt Agron Vula │ Musik Igor Popovski & Matthias Schwab │ DarstellerInnen Irena Cahani, Luan Jaha, Donat Qosja, Xhevat Qorraj, Leonora Mehmetaj

Produktion CMB, NiKo Film