Unabhängiges FilmFest Osnabrück : Flüchtlinge und das Neue Kino Osteuropas im Mittelpunkt der Jubiläumsausgabe + FilmFest-Gäste

 

Pressemitteilung des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück:

Flüchtlinge und das Neue Kino Osteuropas im Mittelpunkt / Gäste der Jubiläumsausgabe

Osnabrück, den 29. September 2015 – Auf einer Pressekonferenz haben der Leiter des Unabhängigen FilmFest Osnabrück Florian Vollmers, die Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Osnabrück Patricia Mersinger sowie die Mitglieder des Vorstandes des Osnabrücker FilmForums e.V. Heinrich Funke und Hanna von Behr das Programm des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück vorgestellt: Vom 7. bis 11. Oktober 2015 präsentiert das FilmFest Osnabrück in seinem Jubiläumsjahr rund 75 aktuelle Filmproduktionen und öffnet damit zum 30. Mal seine Festivaltore für engagiertes Weltkino am Puls der Zeit. Die deutsche Mumblecore-Tragikomödie „Alki Alki“ von Axel Ranisch als Eröffnungsfilm und der Cannes-Gewinner „Dheepan“ von Jacques Audiard – über einen Immigranten aus Sri Lanka der in Frankreich in eine Gewaltspirale gerät – als Abschlussfilm, stehen stellvertretend für das abwechslungsreiche und hochaktuelle Filmprogramm des Jubiläumsjahrgangs. So freut sich Festivalleiter Florian Vollmers über „sehr starke Beiträge im Festivalprogramm, die sowohl cineastisch keine Wünsche offen lassen, als auch mit faszinierenden Bildsprachen arbeiten und zugleich zu tagesaktuellen brisanten Themen Stellung beziehen.“

Zahlreiche Gäste aus der Filmbranche werden an den fünf Festivaltagen in Osnabrück ihre neuesten Produktionen persönlich präsentieren, darunter Axel Ranisch, der Regisseur des Eröffnungsfilms Alki Alki, die Friedensfilmpreis-Gewinnerin des Jahres 2013 Kim Longinotto, die ihre Streetworker-Dokumentation „Dreamcatcher“ als Deutschlandpremiere vorstellt, oder die georgische Regisseurin Alexi Salomé („Line of Credit“). Filmemacherin Roswitha Ziegler, die bereits bei den ersten „Tagen des unabhängigen Films“ des Jahres 1986 mit ihrer Mockumentary „Zwischenzeit“ vertreten war, kehrt zum dreißigsten Jubiläum des Festivals mit ihrer sehr persönlichen Dokumentation „Noch hier schon da“ nach Osnabrück zurück und ist zudem auch Mitglied der diesjährigen Friedensfilmpreis-Jury. Der Deutschlandpremiere von „Lilet Never Happened“ werden sowohl der niederländische Regisseur Jacco Groen als auch die philippinische Hauptdarstellerin Sandy Talag beiwohnen und für die Sektion FilmFest Extrem, die bestes Genre-Kino verspricht, haben sich die Regisseure Cem Kaya („Remake, Remix, Rip-Off“) und Nikias Chryssos („Der Bunker“) angekündigt, um ihre Filme dem Festivalpublikum persönlich vorzustellen. Und auch in den Kurzfilmprogrammen werden mit Regisseur Damian Schipporeit („Der alte Mann und die Katze“), Regisseur Tim Ellrich („Die Badewanne“), Regisseurin Ekaterina Gruzdeva („Jump“) und dem „Tarek Chalabi“- Regie-Trio Paulo Liux, Miklas Hoffmann und Finn Halvar Peters zahlreiche Filmschaffende erwartet.

 

Themenschwerpunkte: Die hochaktuelle Flüchtlingsthematik und experimentierfreudiges, faszinierendes Kino aus Osteuropa

FilmFest-Leiter Florian Vollmers sagt über die Themenschwerpunkte des 30. Festivaljahrgangs: „Unsere Schwerpunkte liegen im Jubiläumsjahr ganz klar auf der aktuellen Flüchtlingsdebatte und Osteuropa. Auch haben wir außergewöhnlich viele starke Dokumentationen im Programm, zum Beispiel „Flotel Europa“ aus Dänemark und „Evaporating Borders“ aus Zypern. Dabei geht es stets um die Perspektive von Flüchtlingen auf dem steinigen Weg durch Europa. Ein persönliches Highlight ist für mich der serbische Spielfilm „Niemandskind“, eine herzzerreißende moderne Variante des Klassikers ‚Der Wolfsjunge’.“

Ein Vertreter des extrem spannenden und experimentierfreudigen osteuropäischen Kinos ist das bildgewaltige estnische Weltkriegsdrama „In the Crosswind“ von Regisseur Martti Helde, das scheinbar ein Eintauchen in zeitgenössische Fotografien der 1940iger Jahre ermöglicht und damit eine beeindruckende Aufbereitung der Zeit des Grauens darstellt. Ebenso herausragend sind die lettische Animationsdokumentation „Rocks in my Pockets“, in der Filmemacherin Signe Baumane höchst kreative, erheiternde Bilder für das düstere Thema Depression findet, oder der ukrainische Knaller „The Tribe“, der anhand eines Heimes für Gehörlose zeigt, wie brutal unsere Gesellschaft funktioniert“. In dem ergreifenden Vater-Sohn-Migrationsdrama „Babai“ von Regisseur Visar Morina folgt der 10-Jährige Nori auf eigene Faust seinem Vater vom Kosovo nach Deutschland und im ebenfalls aus dem Kosovo stammenden nuancierten Drama „Three Windows and a Hanging“ von Isa Qosja wird ein kritischer Blick auf einen patriarchalen Mikrokosmos geworfen, in dem Misshandlungen totgeschwiegen werden. Zudem bietet das FilmFest-Kurzfilmprogramm „3 Shorts About Refugees“ drei besonders eindringliche Beiträge rund um Flucht, Ankommen und Integrieren aus der Sicht von jungen Flüchtlingen auf.

Ein weiterer Fokus liegt in diesem Jahr auf Dokumentationen: So folgt der französische Festivalbeitrag „Die Spielregeln“ des Regiegespanns Bories/Chagnard Jugendlichen auf dem steinigen Bewerbungsweg zum ersten Job, beschäftigt sich Regisseurin Hanna Polak in „Something better to come“ mit dem Leben auf einer der größten Mülldeponien Europas vor den Toren Moskaus und setzt sich die Protagonistin in Ayat Najafis „No Land’s Song“ dafür ein, dass die weibliche Stimme in der iranischen Gesellschaft nicht vollkommen verstummt.

 

Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück

Highlights im Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück, der mit 10.000 Euro dotiert ist und von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gestiftet wird, sind die engagierte Streetworker-Dokumentation „Dreamcatcher“ von Kim Longinotto, das schonungslose ukrainische Jugenddrama „The Tribe“, das ganz ohne textliche und sprachliche Verständigungshilfen eine besondere filmische Erfahrung bietet, sowie das visuell beeindruckende und emotional packende estnische Schwarz-Weiß-Kriegsdrama „In the Crosswind“ aus Estland, in dem Regisseur Martti Held eine neue Art der filmischen Annäherung an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges gelingt.

Aus dem Kosovo kommen mit der berührenden Vater-Sohn-Flüchtlingsgeschichte „Babai“ und dem nuancierten Drama „Three Windows and a Hanging“, das einen kritischen Blick auf eine patriarchale Dorfkultur wirft, gleich zwei spannende Anwärter auf den Friedensfilmpreis Osnabrück, die beide auch auf der Vorauswahlliste für die „European Film Awards“ wiederzufinden sind. Ebenso im Wettbewerb zu sehen sind die Dokumentationen „No Land’s Song“ des Regisseurs Ayat Najafi, die sich gegen das Versiegen der weiblichen Stimme in der iranischen Öffentlichkeit einsetzt, sowie „Abdo – Coming of Age in a Revolution“, in der die ägyptische Revolution aus der Sicht des Heranwachsenden Abdo als schicksalhafte Zeit des Umbruchs erfahrbar wird.

Außer Konkurrenz läuft der Cannes-Gewinner „Dheepan“, in dem Regisseur Jacques Audiard („Ein Prophet“, „Der Geschmack von Rost und Knochen“) die Geschichte des ehemaligen Tamil Tigers-Kämpfer Dheepan erzählt, der zusammen mit der jungen Yalini und dem Waisenkind Illyaal von Sri Lanka nach Frankreich immigriert und sich dort in einer neuen Gewaltspirale wiederfindet. Spannendes Qualitätskino zwischen emotionalem Flüchtlingsdrama und nervenaufreibendem Thriller.

Der dreiköpfigen Jury für den Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück gehören beim 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück die Filmemacherin Roswitha Ziegler („Zwischenzeit“), der Journalist Joachim Kurz (www.kino-zeit.de) sowie die Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund | Köln, Silke J. Räbiger an.

 

Zuschauer stimmen über Publikumspreis ab

Zum dritten Mal vergibt das Unabhängige FilmFest Osnabrück den mit 2.500 Euro dotierten und von den Stadtwerken Osnabrück gestifteten Publikumspreis des Festivals. Neun spannende europäische Produktionen sind im Jubiläumsjahrgang des FilmFests in der vom Landschaftsverband geförderten Sektion „Focus on Europe“ zu sehen, und gehen damit ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. Im Wettbewerb laufen das ergreifende Wolfskind-Drama „Niemandskind“ aus Bosnien-Herzegowina, der zypriotische Filmessay „Evaporating Borders“ über das Selbstverständnis Zyperns unter dem Einfluss von Einwanderung sowie die dänisch-serbische Produktion „Flotel Europa“, welche die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens eines Flüchtlingskindes in Dänemark fernab jeglicher Opferperspektive oder Mitleidsattitüde einfängt. Im georgischen „Line of Credit“ geht es um die Tücken des Kreditwesens, denen sich Regisseurin Salome Alexi, die ihren Film selbst beim FilmFest präsentieren wird, mit Hilfe von sanftem Humor annähert. „Something better to come“ erzählt von dem Leben auf einer der größten Mülldeponien Europas vor den Toren Moskaus, während sich der französische Filmbeitrag „Die Spielregeln“ um den schwierigen Einstieg in die Berufswelt dreht. Der stimmungsvolle Thriller „Body“ aus Polen deckt geheimnisvolle Vorfälle in einer Magersucht-Klinik auf und mit „Nena – Viel mehr geht nicht“ zeigt das Festival einen berührenden Beitrag zum Thema Sterbehilfe mit Uwe Ochsenknecht in der Hauptrolle. Schließlich nähert sich der lettische Animationsfilm „Rocks in my Pockets“ auf außergewöhnlich humorvolle und visuell verspielte Weise den dunklen Schleiern der Depressionserkrankung. Regisseurin Signe Baumane gelingt mit ihrem Film eine einzigartige und farbenfrohe Auseinandersetzung mit einem mit Worten nur schwer zu fassenden Krankheitsbild.

 

Die Gäste des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück

Zahlreiche Filmschaffende aus dem In- und Ausland werden in Osnabrück zu Gast sein, um ihre neuesten Filmproduktionen im Programm des 30. Unabhängigen FilmFest persönlich vorzustellen: So wird Regisseur Axel Ranisch zur Eröffnung des FilmFest- Jubiläumsjahrgangs am Mittwoch, dem 7. Oktober, seine Tragikomödie „Alki Alki“ vorstellen. Nachdem Axel Ranischs Coming Out-Komödie „Ich fühl mich Disco“ mit Christian Steiffen vor zwei Jahren begeistert aufgenommen und mit dem ersten Publikumspreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück ausgezeichnet wurde, startet das Festival nun mit dem neuesten Streich des Allround-Talents und führenden Vertreters der deutschen Mumblecore-Bewegung Axel Ranisch in seine 30. Ausgabe. Auch der Osnabrücker Schlagerstar Christian Steiffen wird anwesend sein, wenn der überforderte Familienvater Tobias (Heiko Pinkowski) sich von seinem Freund Flasche (dargestellt von Peter Trabner) immer wieder zu einem weiteren Drink überreden lässt.

Regisseurin Kim Longinotto, die schon zweimal mit Preisen beim FilmFest Osnabrück ausgezeichnet wurde (Friedensfilmpreis Osnabrück 2013 für „Salma“, Filmpreis für Kinderrechte 2002), präsentiert ihre engagierte Dokumentation „Dreamcatcher“ über eine unerschrockene Sozialarbeiterin auf dem FilmFest als Deutschlandpremiere. Ebenfalls im Wettbewerb für den Friedensfilmpreis Osnabrück ist das bildgewaltige estnische Drama „In the Crosswind“, zu dessen Vorführung sich die Produzentin Pille Rünk angekündigt hat. Die georgische Regisseurin Alexi Salomé wird ihren Film „Line of Credit“ über die Tücken des Kreditwesens vorstellen, während sich für das ergreifende Vater-Sohn-Migrationsdrama „Babai“, in dem der 10-jährige Nori seinem Vater auf eigene Faust vom Kosovo nach Deutschland folgt, Filmkomponist André Feldhaus und Post-Produktion-Supervisor Mike Beilfuß angesagt haben.
In der Sektion FilmFest Extrem, die bestes Genre-Kino verspricht, werden Regisseur Cem Kaya („Remake, Remix, Rip-Off“) und Regisseur Nikias Chryssos („Der Bunker“) ihre Filme dem Festivalpublikum persönlich vorstellen. Der Deutschlandpremiere von „Lilet Never Happened“ über ein 11-jähriges Mädchen das sich auf den Philippinen mit der Kinderprostitutionsindustrie konfrontiert sieht, werden sowohl der niederländische Regisseur Jacco Groen als auch seine philippinische Hauptdarstellerin Sandy Talag beiwohnen. Filmemacherin Roswitha Ziegler, die bereits bei den ersten „Tagen des unabhängigen Films“ mit ihrer Mockumentary „Zwischenzeit“ vertreten war, kehrt zum dreißigsten Jubiläum des Festivals mit ihrer sehr persönlichen Dokumentation „Noch hier schon da“ nach Osnabrück zurück und wird beim FilmFest Werkstattgespräch über die vierzig bewegten Jahre der Wendländische Filmkooperative berichten.

Das Kurzfilmprogramm beginnt unter dem Titel „Es ist nicht alles rosig“ am Eröffnungstag des FilmFests in Anwesenheit des Cutters Michael Kuleba („Chain“). Am 09.10 wird dann der aus Osnabrück stammende Regisseurs Tim Ellrich in seiner Heimatstadt seinen neuesten Kurzfilm „Die Badewanne“ gemeinsam mit seinen Produzenten Dominik Huber und Leopold Pape als Welturaufführung präsentieren. Aus Russland werden zudem Regisseurin Ekaterina Gruzdeva und Drehbuchautor Aleksei Gruzdeva zur Vorstellung ihres Filmes „Jump“ erwartet. Für das Kurzfilmprogramm „(Sur)real“ haben sich Darsteller Arne Obermeyer („DOT“) sowie Regisseur Damian Schipporeit und Produzent Christian Kelm (beide: „Der alte Mann und die Katze“) angekündigt. Zum Sonderkurzfilmprogramm „3 Shorts About Refugees“ wird neben dem „Chain“-Cutter Michael Kuleba, auch das Team von „Tarek Chalabi“, bestehend aus den drei Regisseuren Finn Halvar Peters, Miklas Hoffmann, Paulo Liux und Hauptdarsteller Tarek Chalabi, anwesend sein und mit dem Publikum über die hochaktuelle Flüchtlingsthematik diskutieren.

Weitere Informationen zum Gesamtprogramm finden Sie hier:
www.filmfest-osnabrueck.de/category/programm-2015/

Aktuelle Informationen:
www.filmfest-os.de
www.facebook.com/Filmfest.Osnabrueck

(Bild: Pressekonferenz des „30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück“ – 29.09.2015)