Vortrag: Propagandafilme im Ersten Weltkrieg

Ende des 19. Jahrhunderts lernten Bilder laufen. So war es verlockend, während des Ersten Weltkriegs erstmals Filme für Propagandazwecke einzusetzen. „Die Briten haben eine große Propaganda-Maschinerie gegen die Deutschen angefeuert“, sagt Dr. Cristina Stanca-Mustea. Die Kulturwissenschaftlerin hat sich auf Filmgeschichte spezialisiert. Im Oktober wird sie als Expertin die Retrospektive des 29. Osnabrücker Filmfests mit einem Vortrag über Propagandafilme im Ersten Weltkrieg begleiten. Die Propaganda-Filme der Briten hatten einen Zweck: „Sie wollten, dass die USA am Krieg teilnehmen, so starteten sie eine Kampagne gegen Deutschland“, sagt Stanca-Mustea. Dabei setzten sie zum einen auf in Hollywood-Manier aufbereitete Bilder. Zum anderen bedienten sie die Einschätzung der Amerikaner, die diese sich von unangenehm aufgefallenen Einwanderern aus Deutschland gebildet hatten, so die Forscherin. Und die Briten setzten noch eins drauf: „Die Deutschen wurden als Barbaren gezeigt. Als Vergewaltiger, die sich an unschuldigen Heldinnen vergreifen.“ Der deutsche Kaiser Wilhelm II. wurde im Film („The Kaiser. The beast of Berlin“) zum Tyrannen. Heute werden diese Streifen „Hunnenfilme“ genannt. Zurückgeführt wird das auf die sogenannte „Hunnenrede“ Wilhelms II. im Juli 1900, in der er sagte: „Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!“. Später wurden auch in Amerika solche Filme produziert – auch von einem Deutschen: Carl Laemmle. Der Auswanderer hatte 1912 Universal Pictures gegründet und gilt als Begründer Hollywoods. „Er ist die Welle mitgeritten. Sonst hätte sein Studio wahrscheinlich nicht überlebt“, denkt Cristina Stanca-Mustea. Drei „Hunnenfilme“ hat er produziert. Später versuchte Laemmle das Bild der Deutschen zu relativieren und sagte, dass viele den Krieg nicht wollten, sondern unschuldig in diesen Konflikt hineingezogen worden seien. Nach dem Krieg produzierte er deshalb auch andere Filme, darunter „Im Westen nichts Neues“. Der Film entstand 1930 unter der Regie von Lewis Milestone nach dem Buch von Erich Maria Remarque.

Samstag, 18. Oktober
13 Uhr, Spitzboden der Lagerhalle

Vortrag von Dr. Cristina Stanca-Mustea