Bild: David Maupilé

Wir trauern um Nadia Nashir Karim

Die in Kabul geborene Gründerin und ehrenamtliche Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins e. V. war jahrelang ein engagiertes Mitglied des Osnabrücker Filmforum e. V. und unermüdliche Unterstützerin des Filmfest Osnabrück.

 

Nadias Leidenschaft für das Kino begann schon früh in ihrer Kindheit. Sie wuchs in Kunduz auf, wo ihr Vater das erste Kino in der Stadt und Umgebung eröffnete. Kinobesucher waren zunächst nur Männer in der streng nach Geschlechtern getrennten ländlichen Region des Nordens in Afghanistan. Aber seinen Kindern erlaubte er, sich nach Beginn der Vorstellung hinten auf den Balkon zu schleichen, um die Filme dort unbemerkt mitzugucken. Nadia und ihre Geschwister liebten es. Das Kino steht noch heute, wurde aber bereits vor vielen Jahren geschlossen. Auf der ersten Reise von Nadia Nashir Karim und Roger Willemsen, öffneten sie gemeinsam das Kino von Kunduz noch ein einziges Mal für einen Nachmittag, diesmal für Frauen. Beschrieben ist dieser Nachmittag in Roger Willemsens Buch „Afghanische Reise“.

 

Nadias Lebenswerk war der Afghanische Frauenverein e.V. Gemeinsam mit 12 afghanischen Mitstreiterinnen, fünf Mark in der Tasche und jeder Menge Ideen gründete sie im August 1992 in Bonn den Verein. Über ihn ermöglichte sie hunderttausenden Mädchen und Frauen in Afghanistan Bildung und Ausbildung, Gesundheit und die Chance auf ein Leben in Würde. Mit ihrem Mut schrieb sie in Afghanistan Geschichte. In Deutschland schuf sie wie keine andere eine Brücke des Verstehens, der Toleranz und Mitmenschlichkeit nach Afghanistan.

 

Nadias überbordendes Herz, ihr unermüdliches ehrenamtliches Engagement für das Wohl anderer, ihre Selbstlosigkeit, Bescheidenheit, Professionalität, Disziplin, ihr Pragmatismus und unversiegbarer Optimismus, ihre Stärke und ihr Humor haben den Afghanischen Frauenverein getragen.

 

Für dieses ehrenamtliche Engagement erhielt sie 2017 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, wurde 2011 mit dem Elisabeth-Siegel-Preis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet und erhielt 2021 die Auszeichnung „Hamburger des Jahres 2021“ in der Kategorie Fairness und Courage.

 

Nadia Nashir Karim verstarb am 20. April 2023 im Kreis ihrer Familie an den Folgen einer Krebserkrankung. Über eine Spende an den Afghanischer Frauenverein e.V., der ihr Lebenswerk in Afghanistan weiterführt, hätte sie sich sehr gefreut.

 

Spendenkonto Afghanischer Frauenverein
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