Das Programm

Filmische Prophezeiungen, aktuelle Beobachtungen, künstlerische Visionen – Am 20. Oktober startet das 36. Unabhängige FilmFest Osnabrück.

 

Das 36. Unabhängige FilmFest Osnabrück findet in diesem Jahr vom 20. bis 24. Oktober statt. Den Auftakt macht der Dokumentarfilm „Monobloc“ von Hauke Wendler unter Anwesenheit des Regisseurs.

 

Es ist die zweite Ausgabe des Festivals, die von unter Corona-Bedingungen vorbereitet und durchgeführt wird. Die Organisation der Veranstaltung, so schreibt die Festivalleiterin Julia Scheck im Grußwort des Festivalkatalogs, erwies sich auch in diesem Jahr als „Herausforderung für das Festivalteam und die Mitglieder der Auswahlgruppen. Und so verwundert es nicht, dass die 36. Festivalausgabe des Unabhängigen FilmFest Osnabrück vom Wunsch geprägt ist, sich zu versammeln und gemeinsam etwas zu erleben.“

 

Im diesjährigen Programm bildet sich der Ausbruch der Pandemie bereits ab. Der Kurzfilm „Man Up in Lockdown“ porträtiert die Londoner Schauspielerin und Tänzerin Janina Smith, die, während des ersten Lockdowns zur Untätigkeit gezwungen, die Kunstfigur Richard Energy kreierte und mit Sketchen und Szenen zum Thema Geschlechterrollen im Web Erfolge feierte, die sich nach Aufhebung der Ausgangssperre auf der Bühne fortsetzten.

 

Wie eine poetische Reflexion auf die Ausnahmesituation erscheint der brasilianische Film „A Pink Cloud“ („A nuvem rosa“). Doch er wurde, darauf weist die Autorin und Regisseurin Iuli Gerbase im Vorspann eigens hin, bereits 2017 verfasst und 2019 gedreht. Damit erweist sich Gerbase, die ihren ersten Langfilm vorlegt, geradezu als prophetisch. Die titelgebende rosa Wolke vergiftet die Atmosphäre und zwingt die Menschen, in ihren Wohnungen zu bleiben. Auch Giovana (Renata de Lélis) und Yago (Eduardo Mendoça), die sich gerade erst kennengelernt hatten. Aus der ersten gemeinsamen Liebesnacht wird gezwungenermaßen ein jahrelanges Zusammenleben. Ein Kammerspiel auf kleinstem Raum, einfallsreich und fesselnd inszeniert.

 

„A Pink Cloud“ läuft in Osnabrück in der Reihe Vista Latinas, einer der markanten Programmpunkte dieses Festivals. Die Auswahl erlaubt alljährlich die Begegnung mit dem regen und beeindruckenden Filmschaffen der lateinamerikanischen Länder. Die aktuellen Beispiele umfassen unter anderem mit der Langzeitdokumentation „Once Upon a Time in Venezuela“ einen entlarvenden Blick auf das chavistische Regime, mit „Was geschah mit Bus 670?“ einen Krimi über die Bandenmorde im mexikanisch-US-amerikanischen Grenzgebiet, mit „The Song of the Butterflies“ („El canto de las mariposas“), einem einfühlsamen Dokumentarfilm über die Suche nach künstlerischer Inspiration und die Verarbeitung von generationsübergreifendem Trauma, geht es nach Peru und Kolumbien, in das ursprüngliche Gebiet des Uitoto-Volkes.

 

Von der Aktualität eingeholt wurde Abschlussfilm „Kabul Kinderheim“. Die afghanische Autorin, Produzentin und Regisseurin Shahrbanoo Sadat blendet zurück in die Zeit der sowjetischen Besetzung ihres Heimatlandes. Der kinobegeisterte Straßenjunge Qodrat, der sich mitunter in Bollywood-Filme hineinträumt, wird aufgegriffen und in ein Kinderheim eingewiesen. Dort herrscht Disziplin, aber Jungen und Mädchen lernen gemeinsam Lesen und Schreiben und erhalten sogar Gelegenheit, einen Ausflug nach Moskau zu unternehmen. Mit dem Abzug der Sowjets ereignet sich eine Zeitenwende. Die Mudschahidin übernehmen Kabul. Und die Damen in der Verwaltung tragen fortan Schleier.

 

Auch in diesem Jahr werden im Rahmen des Festivals Preise vergeben. Neun Einreichungen aus Ländern wie Armenien, Serbien, Hongkong, mit „Night of the Kings“ auch ein Oscar-Kandidat, bewerben sich um den mit 15.000 Euro dotierten Friedensfilmpreis Osnabrück, der von der Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur bereitgestellt wird.

 

Der Filmpreis für Kinderrechte wird von der Stadt Osnabrück gestiftet. Die jugendliche Jury vergibt 2.000 Euro an einen dokumentarischen oder fiktionalen Langfilm, der sich überzeugend mit der Lebenssituation von Kindern und den ihnen per UN-Konvention zugebilligten, aber oft verweigerten Grundrechten auseinandersetzt. Die Kinderhilfsorganisation terre des hommes e. V. fungiert in dieser Sektion als Preispate.
Für das Kurzfilmprogramm Blickfelder wurden von Studierenden der Universität Osnabrück im Rahmen eines Projektseminars internationale studentische Arbeiten zusammengestellt, unter denen der Publikumspreis für den besten studentischen Kurzfilm vergeben wird. Der oder die Gewinner:in darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 700 Euro freuen. Stifter ist das Marketing Osnabrück.

 

 

Wahlzettel liegen auch bei den übrigen Kurzfilmprogrammen bereit. Das Publikum kann über den besten Kurzfilm des gesamten Festivals abstimmen. Der Studierendenrat der Universität Osnabrück stattet den Osnabrücker Publikumspreis für den besten Kurzfilm mit 500 Euro aus.

 

Das Programm des 36. Unabhängigen FilmFest Osnabrück ist online: filmfest-osnabrueck.de

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