KI-Kino im MIK

Auf ein Tänzchen mit Elon Musk.
Das Kurzfilmprogramm zur Ausstellung „Die letzte Erfindung der Menschheit? Künstliche Intelligenz“ des Osnabrücker Museums Industriekultur.

 

 

Die Abkürzung für Künstliche Intelligenz, K. I., ist schon weitgehend in die Alltagssprache eingegangen. Die Besonderheit dabei: Durch den Wortgebrauch erhält die K. I. humane Züge und damit scheinbar ein Bewusstsein. „Sie“ antwortet, „sie“ hilft, „sie“ lernt dazu. Die Möglichkeit, dass eine Maschine zum Gesprächspartner des Menschen wird, ist in der Science Fiction schon lange ein Thema, inzwischen aber faszinierende, gefürchtete, mit Skepsis betrachtete Realität. K.-I.-Programme schreiben selbstständig, produzieren Bilder und Filme. Allerdings nur mit Material, mit dem sie gefüttert werden oder das sie sich im Internet suchen.

 

Das Filmfest Osnabrück hat für die Ausstellung „K. I.“ im Museum Industriekultur ein Programm mit Kurzfilmen zu verschiedenen Aspekten der Künstlichen Intelligenz zusammengestellt. Die kann mittlerweile bereits bei der Produktion zum Einsatz kommen. Zum Beispiel beim Musikvideo „F1 Racer“ des britischen Electronicquartetts Mount Kimbie feat. Kučka. Regisseur Duncan Loudon lässt die von Kučka (alias Laura Jane Lowther) gesungenen Textzeilen von einer Künstlichen Intelligenz illustrieren. Das Ergebnis wirft die Frage auf: Dilettiert die K. I. oder hält sie der Menschheit einen Spiegel vor?

 

Nikita Diakur macht in seinem Beitrag „Backflip“ den Lernprozess einer K. I. zum Thema. Der Regisseur wollte schon immer mal einen Salto rückwärts schlagen, traut sich aber nicht. An seiner Stelle soll das nun ein Avatar seines Computerprogramms erledigen. Das Vorhaben wird schwieriger als gedacht.

 

Elon Musk als Sänger eines Liedes mit deutschen Text? Auch das kann eine K. I. bewerkstelligen. Tatsächlich stammt der Song „Junge Milliardäre“ vom Hamburger Duo UWE. Im dazugehörigen Video, bei den Kurzfilmtagen Oberhausen mit dem Jurypreis prämiert, singt, tanzt, spreizt sich Elon Musk und beobachtet sich dabei mit allen Anzeichen von Eitelkeit in einer Spiegelwand. Täuschend echt umgesetzt, ein sogenannter „Deepfake“, eine Fälschung, die als solche nicht mehr zu erkennen ist.

 

In „Sara the Dancer“ des gebürtigen Osnabrückers Tim Ellrich wird eine K. I. tatsächlich sehr persönlich. Eigentlich handelt es sich um eine Kamera des Google-Unternehmenszweigs „Street View“. Vom Dach eines Autos aus nimmt sie Straßenzüge auf. Aber sie ist auch neugierig und legt bei Google ein Nutzerkonto an, um das Programm nach ihren Vorlieben zu befragen. Die Auswertung ihrer Daten stürzt sie in eine Sinnkrise. SARA ist der Name eines Computerprogramms zur Texterstellung, das heißt zur Nachahmung bestehender Textformen, das vom verstorbenen Informatiker Ulrich Gaudenz Müller entwickelt wurde.

 

Im vergangenen Jahr streikten Hollywoods Schauspielerinnen und Schauspieler, um zu gewährleisten, dass sie künftig nicht durch computergenerierte Avatare ersetzt werden. Im Kurzfilm „Let’s Be Friends“ von Rodger Werkhoven und Arno Coenen versprechen Avatare Reichtum und Popularität, kommentieren kritisch die Verheißungen, die von der Industrie über Künstliche Intelligenz verbreitet werden, und auch Gott höchstselbst beziehungsweise sein Avatar hat etwas dazu zu sagen.

 

Robert Seidel kreiert in „Hysteresis“ durch die Zusammenführung von klassischer Bildprojektion mit den Bewegungen einer Aktionskünstlerin und der Zwischenschaltung einer K. I. eine abstrakte bildästhetische Erfahrung. Bei diesem Film ist eine Warnung angebracht: Einige schnell flackernde Passagen können bei entsprechender Empfindlichkeit zu körperlichen Reaktionen führen.

 

Das Kurzfilmprogramm ist im Rahmen der Ausstellung „Die letzte Erfindung der Menschheit? Künstliche Intelligenz“ während der üblichen Öffnungszeiten vom 3. Mai bis 27. Oktober 2024 im Kinoraum des Magazingebäudes des Museums, im Süberweg 50a, zu sehen.

 

Weitere Informationen: https://mik-osnabrueck.de/programm/sonderausstellung/kuenstliche-intelligenz/