Willkommen im (Film-)Club

Das Rahmenprogramm des 39. Filmfests Osnabrück

 

Träger des überregional geschätzten Filmfests Osnabrück ist der Verein Osnabrücker Filmforum, der in diesem Jahr sein dreißigjähriges Bestehen feiert. Zur Filmkultur gehören über die Leinwandarbeit hinaus, so heißt es in der Satzung des Vereins, „Kommunikation, Diskussion und Dialog – auch kontroverser Themen“. Diesen Anspruch erfüllt das Filmfest Osnabrück alljährlich mit vielfältigen und informativen Veranstaltungen im Rahmenprogramm der Filmvorstellungen.

 

Die Projekte beginnen nicht erst, wenn sich der Vorhang vor der Leinwand zum ersten Mal öffnet. Zum Beispiel mit einer Ausschreibung. Das Filmfest bat Osnabrücker Künstlerinnen und Künstler um Beiträge zum Thema des Films „Reproduktion“. Die Regisseurin Katharina Pethke verfolgt darin am Beispiel ihrer Mutter und Großmutter, beide Künstlerinnen, sowie der Geschichte zweier Gebäude, der Kunsthochschule und der Frauenklinik in Hamburg, wie sich Frauenbilder, die Möglichkeiten künstlerischer Tätigkeit von Frauen, die Geschlechterbeziehungen im Kunstbetrieb über die Jahre verändert haben – sofern sie sich überhaupt verändert haben.

 

Im Rahmen des Festivals läuft „Reproduktion“ am Donnerstag, 3.10, 15.00 Uhr, im Haus der Jugend. Die zugehörige Ausstellung mit den Reflexionen der regionalen Kunstschaffenden wird bis zum 19.10. im Osnabrücker BBK KunstQuartier in der Bierstraße 33 gezeigt. Der Eintritt ist frei. Im KunstQuartier befindet sich in diesem Jahr auch das Festivalzentrum. Es ist mit Ausnahme des Mittwochs ab dem 1.10. täglich ab 14 Uhr geöffnet, am Sonntag ab 10 Uhr.

 

Die Stadtführung „The Queer History of Osnabrück“ verzichtet ebenfalls auf Projektor und Leinwand. Lars Linnhoff referiert an historischen Orten kurzweilig über die verblüffend weit zurückreichende lokale Historie alternativer Lebensweisen und Partnerschaften, die nicht den jeweils vorherrschenden geschlechtlichen Normen entsprachen. Treffpunkt: 3.10., 11 Uhr, Rathaus, Am Markt.

 

Ein anderes Kapitel der Kulturgeschichte ist Thema des diesjährigen Filmfest Forums. Filmclubs waren in den Fünfzigerjahren und teils bis in die Siebziger hinein wichtige Spielstätten für gehobene Lichtspiele. In unserer Stadt beispielsweise gründeten 1952 kinobegeisterte Bürgerinnen und Bürger den Osnabrücker Filmclub e. V. Dessen Programmatik nahm in etwa die Statuten des Osnabrücker Filmforums vorweg. Damals hieß es: „Ziel des Filmclubs ist es, seinen Mitgliedern künstlerisch wertvolle Filme zu vermitteln, dadurch das Verständnis der Filmkunst zu fördern und es durch Vorträge und Diskussionen zu vertiefen.“

 

Im selben Jahr entstand zusätzlich im Haus der Jugend, heute noch Spielstelle des Filmfests Osnabrück, die Junge Filmgemeinde. Das Filmfest Forum möchte erörtern: Was ist aus der Bewegung des kollektiven und unabhängigen Filmgenusses geworden?

 

Zum Thema „KI und Kreativität“ diskutieren der Filmproduzent Radek Wegrzyn, die Autorin und Übersetzerin Isabel Cole sowie Prof. Sascha Wienhausen vom Institut für Musik der Hochschule Osnabrück am 2.10. um 17:30 Uhr im „Blue Note“. Sogenannte Künstliche Intelligenzen können Schauspielerinnen und Schauspieler ersetzen, sie können sogar Drehbücher schreiben, komponieren. Allerdings greifen die Programme immer auf Vorhandenes zurück. Die daraus resultierende Copyright-Verletzung ist nicht das einzige Problem, das sich bei der Anwendung solcher KI-Programme stellt. Der Eintritt zu der Veranstaltung, einer Kooperation mit dem Museum Industriekultur, ist frei.

 

In der Science Fiction sind intelligente Computerprogramme seit langem bekannt. 1964 veröffentlichte Daniel F. Galouye den Roman „Simulacron-3“. Rainer Werner Fassbinder verfilmte den Stoff 1973 unter dem Titel „Welt am Draht“ für den WDR mit vielen Mitwirkenden aus seinem Stammensemble wie Ulli Lommel, Margit Carstensen, Gottfried John, Ingrid Caven, Kurt Raab und anderen und Michael Ballhaus als Bildgestalter. In Nebenrollen agieren Prominente wie Fassbinders Regiekollege Werner Schroeter, der damals durch die Studentenbewegung bekannte Rainer Langhans, der amerikanisch-französische Kinostar Eddie Constantine. Das Filmfest Osnabrück zeigt den Zweiteiler im Anschluss an die Gesprächsrunde en suite um 20:00 Uhr im Cinema Arthouse.

 

Gemeinsam gefeiert wird am 5.10. ab 22:30 Uhr bei der traditionellen Filmfest-Party im Bambule 35 an der Hannoverschen Straße 35 bei Getränken, tanzbarer Musik und entspannten Gesprächen (nicht nur) über die Festivalfilme.

 

Die Gewinner der Filmpreise werden mit Beginn der Party bereits bekannt sein. Die Preisverleihung findet zuvor am selben Tage, am 5.10. um 17:30 Uhr, in der Lagerhalle statt. Der Eintritt ist frei.

 

Tags darauf gibt es Gelegenheit, die Preisträgerfilme nachzuholen oder noch einmal zu sehen.  Der Gewinner des Friedensfilmpreises Osnabrück steht um 15:00 Uhr im Filmtheater Hasetor auf dem Programm. Um 17:30 Uhr zeigt die Lagerhalle den Gewinner des Filmpreises für Kinderrechte.

 

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